„Dass Österreich laut einer Studie der Boston Consulting Group bei internationalen Jobsuchenden als Arbeitsplatz besonders beliebt ist, steht auf der Habenseite. Auf der Soll-Seite steht, dass uns trotzdem immer mehr Beschäftigte fehlen. Das hat viele Gründe, und die sollten wir beseitigen“, verweist Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung auf zentrale Erkenntnisse von Studien-Co-Autor Dr. Tobias Zimmermann, Geschäftsführer von Stepstone Österreich und Schweiz: „Österreich gehen die Arbeitskräfte aus.“
Offene Stellen kosten Österreich ein Vermögen
Das kommt Österreich teuer, verweist Veit auf eine aktuelle Studie von EcoAustria im Auftrag der ÖHV: Die beziffert die volkswirtschaftlichen Verluste durch offene Stellen in der Hotellerie mit 1,2 Mrd. Euro: „Steigt die Zahl der offenen Stellen weiter, steigen die volkswirtschaftlichen Verluste mit. Das kann sich Österreich nicht leisten“, so Veit.
Kinderbetreuungs-Lotterie: Nur mit Glück mit dem Job vereinbar
Praktisch gleichzeitig mit dem Boston Consulting-Lob für die hohe Lebensqualität veröffentlichte die Statistik Austria eine Analyse des Kinderbetreuungsangebots: In den westlichen Bundesländern wird nicht einmal die Hälfte der Einrichtungen so geführt, dass sie die offiziellen Kriterien für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfüllen. „Und das sind schwache Kriterien, da darf keiner nach 17 Uhr oder gar am Wochenende arbeiten. In der Realität gibt es keine öffentlichen Kindergärten für Beschäftigte in Verkehr und Medizin, Tourismus oder Journalismus. Nur mitzahlen dürfen sie“, fordert Veit Umdenken und rasches Handeln.
Lohnnebenkosten senken, nicht fordern!
Nicht weniger problematisch sind die Erkenntnisse einer ebenfalls aktuell präsentierten Studie von EcoAustria im Auftrag des Wirtschaftsbundes: Eine Lohnnebenkostensenkung würde sich als echter Turbo für den Arbeitsplatzmotor erweisen. „Warum die immer nur gefordert, aber nie umgesetzt wird, versteht niemand. Es ist ja nicht so, dass die Forderung von der Opposition kommt“, so Veit.
Arbeitsmarkt beleben klappt auf viele Arten
Dass trotz gefährlich vieler offener Stellen und Geburtenflaute die dringend notwendige Öffnung des Arbeitsmarktes immer nur in Minischritten vorgenommen wird, ist auch nur schwer erklärbar: „Zuerst zuschauen, wie die Betriebe ihr Angebot zurückfahren, und dann ein paar Bewerber:innen ins Land lassen, aber nur, wenn sie einen Behörden-Hürdenlauf bestehen: Das kann keine Lösung sein“, schlägt Veit ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Belebung des Arbeitsmarkts vor, tourismusspezifische genauso wie branchenübergreifende:
Arbeiten attraktiver machen!
- Senkung Einkommensteuer & Lohnnebenkosten
- Regelungen für Teilzeitarbeit
- Zuverdienstgrenzen
- Kinderbetreuung
Arbeitskräftepool erweitern!
- Attraktivierung für qualifizierte Zuwanderung
- Entbürokratisierung der Rot-Weiß-Rot-Karte
- Vereinfachung ausländischer Ausbildungen
- Reform Saisonierkontingente – Öffnung für EU-Beitrittskandidaten
Saisonalität glätten!
- Ganzjahrestourismus stärken
- Angebotsentwicklung
- Neue Zielgruppen adressieren z.B.: Digitale Nomaden
Digitale Lösungen!
- Steuerliche Begünstigung für Investitionen (Fokus Prozessoptimierung)
- Förderschwerpunkt KI im Tourismus
- Aus- und Weiterbildung für Digitale Anwendungen im Tourismus
- Ausbau Breitbandinfrastruktur