Als Vortragende durften wir folgende Experten und Expertinnen, die interessante Einblicke in Ihre Themen gewährten, begrüßen:
- Nicole Hartl, Österreichische Energieagentur
- Florian Kathrein, Energieagentur Tirol
- Sonja Wimmer, The Harmonie Vienna
Wärme mit System
Der erste Teil beschäftigte sich mit der Frage, wie ein Hotel das Wohlbefinden der Gäste steigern und gleichzeitig die Heizkosten senken kann.
Gäste, die von Heizungsgeräuschen berichten, Gebäudebereiche, die leicht überhitzen oder die nicht warm werden wollen und Heizkosten, die eine Senkung vertragen würden … Kennen Sie das auch?
Dann sind Sie gut beraten, folgende Effizienzmaßnahmen am Heizsystem durchzuführen oder durchführen zu lassen. Nicole Hartl von der Österreichischen Energieagentur präsentierte geeignete Maßnahmen und praktische Tipps für die Umsetzung:
- Stellen Sie sicher, dass die Heizkörper frei stehen, nicht durch Nischen, Möbel oder Vorhänge blockiert sind, um eine optimale Wärmeverteilung zu gewährleisten.
- Hinterfragen Sie die eingestellten Solltemperaturen in den unterschiedlichen Bereichen Ihres Hotels und passen Sie sie den tatsächlichen Anforderungen an.
- Für eine umfassendere Optimierung wird empfohlen, einen Fachbetrieb mit dem hydraulischen Abgleich sowohl Ihrer Heizungs- als auch Ihrer Warmwasseranlage zu beauftragen. Dies sorgt für eine gleichmäßige Wärme- und Warmwasserverteilung im gesamten Hotel und verbessert die Effizienz des Systems erheblich.
- Die Installation einer außentemperatur- oder witterungsgeführten Steuerung und die Anpassung der Heizkurve durch eine Expertin oder einen Experten optimieren den Betrieb Ihrer Heizung weiter.
Im Bereich der Warmwasserbereitung gibt es ebenfalls ein großes Einsparpotenzial.
Die Austrittstemperatur des Warmwassers vom Speicher sollte 60 °C haben – nicht viel mehr aus Effizienzgründen und nicht weniger, um Legionellenwachstum zu verhindern. Die Rücklauftemperatur einer vorhandenen Zirkulationsleitung sollte aus Hygienegründen bei mindestens 55 °C liegen.
Der Austausch alter Armaturen gegen wassersparende Modelle reduziert den Wasserverbrauch.
Langfristig lohnt es sich, über weitergehende Maßnahmen nachzudenken:
Nachrüstung von elektronischen oder programmierbaren Thermostatventilen
Nachrüstung der Brennwerttechnik bei der Heizungsanlage (geeignet bei Gas- und Ölkesseln, die einen großen Teil ihrer Lebensdauer noch vor sich haben)
Installation von Wärmerückgewinnungssystemen
Implementierung eines Regenwassernutzungssystems für Anwendungen mit nicht trinkbarem Wasser
Eine regelmäßige Wartung des Heizkessels, der Wärmeübertrager, Heizkörper, Leitungen, Ventile, Pumpen und der Dämmung sorgt für eine lange Lebensdauer der einzelnen Komponenten und einen effizienten Betrieb.
Bei den einzelnen Effizienzmaßnahmen gilt es die eine oder andere Voraussetzung oder Vorgehensweise zu beachten. Hören Sie einfach in der Aufzeichnung nach und informieren Sie sich über praktische Tipps.
Welche Heizung passt zu Ihrem Hotel?
Im zweiten Teil des Online-Talks hörten die Teilnehmer:innen praxisnah von Florian Kathrein, Energieagentur Tirol, wie sie unabhängig von Öl und Gas werden können. Er präsentierte die wichtigsten Punkte, die Ihnen helfen, Ihre Heizungsstrategie nachhaltig und zukunftssicher zu gestalten.
Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist nicht nur das Gebot der Stunde, sondern bietet auch enorme Vorteile für Hotels. Neben der Reduktion von CO₂-Emissionen können Sie durch den Umstieg auf erneuerbare Energien wie z. B. Biomasse, Wärmepumpen oder Fernwärme Ihre Energiekosten erheblich.
Ein entscheidender Faktor für die Wahl der richtigen Heizung ist der Zustand der Gebäudehülle. Gut gedämmte Gebäude benötigen deutlich kleinere und effizientere Heizsysteme.
Das Ergebnis:
- Geringere Vorlauftemperaturen
- Weniger Platzbedarf für Heiz- und Lagerräume
- Drastisch reduzierte Heizkosten
Investitionen in die Modernisierung der Gebäudehülle zahlen sich also langfristig aus – sowohl für Ihr Budget als auch für die Umwelt.
Bei der Wahl des passenden Heizsystems gibt es für Hotels drei bewährte Optionen:
- Fernwärme – Eine bequeme Lösung auch für unsanierte Gebäude, mit geringem Platzbedarf, jedoch mit der Bindung an einen Versorger
- Biomasse (Pellets, Hackschnitzel, Stückholz) – Durch die hohe Wassertemperatur ist eine Biomasseheizung für alle Gebäudearten und Verteilsysteme geeignet. Biomasseheizungen bieten einen hohen Automatisierungsgrad und sind eine exzellente Alternative zu Öl.
- Wärmepumpen – Die perfekte Lösung für moderne oder sanierte Hotels, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten (bis zu 50 °C). Wärmepumpen nutzen Energie aus der Umgebung (Luft, Erde oder Wasser) und können mit Photovoltaikanlagen kombiniert werden, um die Betriebskosten weiter zu senken.
Jedes Heizsystem hat seine eigene Charakteristik und einen optimalen Einsatzbereich. Hören Sie in die Aufzeichnung hinein und informieren Sie sich über technische Weiterentwicklungen und Einsatzbereiche der unterschiedlichen Technologien.
Die vorgestellten Effizienzmaßnahmen bieten nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern tragen auch zur Verbesserung des Komforts bei und unterstützen Ihre Nachhaltigkeitsziele. Wir empfehlen Ihnen, mit einer gründlichen Analyse Ihrer bestehenden Systeme zu beginnen, fachliche Expertise einzuholen und dann schrittweise die für Ihr Hotel am besten geeigneten Maßnahmen umzusetzen.
Für weitere Fragen oder Informationen wenden Sie sich an einen erfahrenen Energieberater oder Installateur, der Ihr bestehendes System unter die Lupe nimmt, geeignete Effizienzmaßnahmen vorschlägt und Ihnen beim Einsatz erneuerbarer Energieträger beratend zur Seite steht.
Nachhaltigkeit im Hotel The Harmonie Vienna
Sonja Wimmer, Eigentümerin des Hotels The Harmonie Vienna, setzt auf Nachhaltigkeit und verfolgt ein umfassendes Umweltkonzept, welches den Teilnehmer:innen im dritten Teil präsentiert wurde. Mit ihrem als "EU Ecolabel" zertifizierte Hotel setzt es sich die Eigentümering nicht nur für das Umweltbewusstsein ein, sie fördert auch kulturelle Werte. Die gesamte Inneneinrichtung ist von der Wiener Künstlerin Luis Casanova Sorolla inspiriert und spiegelt das Thema Tanz wider. Diese künstlerische Atmosphäre harmoniert perfekt mit dem nachhaltigen Konzept des Hotels.
Um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, bezieht das Hotel ausschließlich Ökostrom und setzt auf ein effizientes Energiemanagement. Müllreduzierung, Recycling und der Einsatz regionaler Bio-Produkte runden das Umweltkonzept ab. Gleichzeitig engagiert sich das Hotel für nachhaltige Mobilität und bietet seinen Gästen einen Fahrradverleih und Informationen zu umweltfreundlichen Transportmöglichkeiten.
Damit zeigt das Hotel, wie verantwortungsbewusster Tourismus in die Praxis umgesetzt werden kann, ohne dabei auf Komfort und Qualität zu verzichten.
In Österreich stehen Hoteliers zahlreiche Förderungen zur Verfügung, um die Umstellung auf erneuerbare Energien zu unterstützen. Der Bund und die Länder bieten attraktive Programme, die Investitionen in moderne Heizsysteme und nachhaltige Energiequellen erleichtern.
- Kesseltausch & Heizsysteme: Der Bund fördert den Austausch fossiler Heizungen durch nachhaltige Alternativen wie Biomasse, Wärmepumpen oder Fernwärme. Für den Austausch alter Ölkessel gibt es hohe Zuschüsse, teilweise bis zu 50 % der Investitionskosten.
- Photovoltaik & Speicher: Für die Installation von Photovoltaikanlagen und Speichern zur Eigenstromnutzung gibt es ebenfalls Förderungen. Diese tragen dazu bei, Hotels unabhängiger von den steigenden Energiepreisen zu machen.
- Thermische Sanierung: Programme auf Bundes- und Landesebene fördern auch die energetische Sanierung, wie die Dämmung von Dächern und Fassaden oder den Austausch von Fenstern, um den Energieverbrauch zu senken.
Nutzen Sie diese Förderungen, um Ihr Hotel fit für die Zukunft zu machen und langfristig Energiekosten zu sparen!
Detaillierte Informationen über die einzelnen Bundesförderungen und die Ansprechpartner:innen für einzelne Technologien oder Effizienzmaßnahmen finden Sie in der jeweiligen Rubrik unter umweltfoerderung.at/betriebe.
Für Informationen über Förderprogramme in den einzelnen Bundesländern sowie Energieberatung, kontaktieren Sie bitte das betreffende Regionalprogramm: klimaaktiv.at/energiesparen/energieeffiziente_betriebe/beratung_foerderung/beratungsleist_bdld.html
Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Bedingungen für Ihre Maßnahmen gelten oder ob Sie die Bestimmungen erfüllen, kontaktieren Sie die Förderstelle schon vorab.