„In Zukunft wird es leichter sein, Gäste zu bekommen, als Mitarbeiter“. Dieses Zitat, das sie vor zehn Jahren bei einer Schulung hörte, war für Sylvia Unterkofler ein prägendes Erlebnis. Damals reifte der Beschluss, sich intensiv um das Thema Mitarbeiter zu kümmern, um Mitarbeiter-Gewinnung, Bindung und Zufriedenheit.
Für Sylvia Unterkofler, 40, die gemeinsam mit ihrem Mann Ewald, 48, das Aktivhotel Alpendorf in St. Johann/Alpendorf (100 Betten, 35 Mitarbeiter:innen) führt, eine goldrichtige Entscheidung. Nach einem ersten Erfolg im Jahr 2017 wurde das Hotel im Vorjahr von „Great Place to Work“ unter die allerbesten Arbeitgeber gereiht. Entscheidend waren die Ergebnisse der anonymen Mitarbeiterbefragung („Trust Index“): sie machten 94 von 100 Punkten 2017 und sogar 98 Punkte 2019/20 aus. Dies brachte in der Kategorie „small“ (50 bis 99 Mitarbeiter:innen) den ersten Platz in Österreich und europaweit den beachtlichen 14. Rang ein. „Wir sehen das als ein wesentliches Feedback für unsere Anstrengungen“.
Der Ruf als „Great Workplace“ strahlt weit in die Region. „Dank des Gütesiegels haben wir seit 2017 keine einzige bezahlte Mitarbeitersuche mehr gebraucht. Lediglich auf der eigenen Homepage werden offene Stellen ausgeschrieben. Man erspart sich dadurch eine Menge Sorgen“, freut sich Sylvia Unterkofler.
Hinter dem Begriff „Great Place to Work“ steht ein internationales Institut, das Audits in Betrieben aller Branchen in 50 Ländern durchführt. Als wichtigste Eigenschaft wird das Vertrauen bewertet. Darauf baut auch das Ehepaar Unterkofler. Gerade als kleiner Betrieb könne man sehr individuell auf die Mitarbeiter-Bedürfnisse eingehen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Wir haben ein offenes Ohr für Probleme, ob im Arbeitsleben oder privat. Das gilt auch für Kleinigkeiten“, so die Hotelière. “Unsere Mitarbeiter werden wie Gäste behandelt.“
Es gibt einen fixen Familientag und Urlaube in der Saison (auch Hauptsaison). „Wir sind ein kleiner Betrieb, da läuft vieles informell. Dazu komme eine erfolgreiche Fehlerkultur: kein Drama aus Fehlern machen, sondern konstruktive Kritik. Dann übernehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch gerne Verantwortung. „Wir können Verantwortung sehr gut abgeben. Wir sehen uns als Leiter der Firma, aber nicht als tagtägliche Lösungsverantwortliche für jedes Problem.“
Die nächste Bewährungsprobe steht in Kürze an. Ab Herbst übernimmt das Ehepaar mit dem Hotel Stern ein zweites Haus im Alpendorf. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zusätzlich neu eingestellt. Vor Personalengpässen scheint man keine Angst zu haben.