Nach Corona hat die Branche wegen des Krieges innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite Krise zu bewältigen. Auch dieser Einbruch ist überaus heimtückisch, denn niemand kann sich ihm einfach entziehen. Die Unternehmen können sich weder von höheren Energiepreisen noch von teureren Lebensmitteln oder Vorprodukten abkoppeln. Das Geschehen auf dem Weltmarkt macht vor niemandem halt. Alle Herkunftsmärkte sind von denselben Preiserhöhungen betroffen. Das Leben wird teurer und das verfügbare Freizeit- und Urlaubsbudget kleiner. Wenn die Verbraucher mehr Geld für Energie, Treibstoffe, Heizung und Strom aufwenden müssen, wie viel bleibt dann für den Urlaub übrig?
Der Unterschied zu vielen Krisen, die es auch vorher bereits gab: Trotz großer Reiselust und wiedergewonnener Freiheiten wird es zu einer Stagnation der Nachfrage kommen.
Das Heimtückische dabei ist, dass zur gleichen Zeit verschiede Teuerungen im Betrieb zuschlagen. Das Betriebsergebnis kommt dadurch von mehreren Seiten unter Druck (Nachfrage über Auslastung und Preis vs. Kostenanstieg).
Die Inflation erreichte schon im März, einen Monat nach dem Einmarsch der russischen Armee, schwindelerregende Höhen.
Energie
- Strom: +16,5 %
- Erdgas: +71,9 %
- Heizöl: +118 %
In Österreich werden Hotelbetriebe zu rund einem Viertel mit Gas und weitere 40 % mit Öl beheizt. Der Kostenanstieg für Energie ist für viele Hotelbetriebe nicht sofort spürbar und wirkt sich insbesondere bei Gas und Öl erst zeitverzögert aus – nämlich dann, wenn die Öltanks wieder gefüllt oder die Gasverträge verlängert werden müssen.
Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Energiehaushaltes rasch umgesetzt werden:
- tiefgreifende Betriebsoptimierung mit Blickrichtung Energie
- richtige Raumtemperatur
- regelmäßige Reinigung und Wartung der Heizanlagen und Thermostatventile
- Umstellung der Beleuchtungssysteme
- stockweise Belegung der Gästezimmer
- Einsatz alternativer Energieformen
Lebensmittel
Für den Tourismus ist die Teuerung bei den Lebensmitteln natürlich sehr relevant. Im März kosteten Nahrungsmittel um 6,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Teurer wurden vor allem:
- Brot/Getreideerzeugnisse +7,2 %
- Weizenmehl +19,7 %
- Fleisch und Fleischwaren +4,1 %
- Geflügelfleisch + 8,9 %
- Milch +10,6 %
- Öle und Fette + 13,3 %
- Kaffee + 12,3 %
- Gemüse +10,8 %
Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Einkaufs rasch umgesetzt werden:
- Optimierung des Einkaufs (Einkaufspreise regelmäßig anpassen)
- Erhöhung der Lagerbestände
- richtige Lagerhaltung & frühzeitige Planung
- Kalkulation & Preisgestaltung
- Direkte Zusammenarbeit mit lokalen Erzeugern
- Einsatz neuer/zusätzlichen Lieferanten (Einsatz von Rohstoffen mit kürzeren Transportwegen
- Erfassen aller Rezepturen
- Preisgestaltung auf Basis von Kalkulation & Marktbeobachtung
- Rezepturen & Portionsgrößen regelmäßig kontrollieren
- bewusste Steuerung des aktiven Verkaufs
- Analyse der Absatzmengen
- Analyse der Deckungsbeiträge
- Angebotsoptimierung (Preis, Rezepte, Name etc.)
- Speisekartenoptimierung
Mitarbeiter:innen
Die Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe erhalten ab Mai 2022 im Schnitt um 3,7 Prozent mehr Geld. Außerdem fehlen noch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am touristischen Arbeitsmarkt, was wegen der Verknappung ebenfalls die Lohnkosten erhöht.
Um- und Neubau
Mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen ist Bauen nochmals teurer geworden. Der Baukosten-Index hat schon 2020/21 aufgrund der Verzögerungen in den Lieferketten um über 13 % zugelegt. Viele Zulieferer kämpfen bereits seit Corona mit Lieferengpässen und hinken seitdem beim Abarbeiten von Aufträgen hinterher.
Zinswende
Und nun steigen auch noch die Zinsen. Darauf muss sich die Branche einstellen. Lange lagen die Kreditzinsen unter einem Prozent, und daran hatte man sich schon fast gewöhnt. Doch das ist nun Vergangenheit. Das hängt damit zusammen, dass die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen, die relevant sind für die Bepreisung von Krediten, in der letzten Zeit deutlich gestiegen sind.
Wie umgehen mit Preissteigerungen?
Auch wenn nach zwei Jahren gefühlt endlich wieder ein „Urlaub wie früher“ möglich scheint, werden sich die Urlaubsangebote zwangsläufig verteuern. Die Kostenerhöhungen kann ein Betrieb nicht mehr alleine schlucken, er muss die steigenden Kosten weiterreichen.
Als Ergebnis müssen die Preise angepasst werden. Doch dies muss mit Bedacht geschehen und unter Berücksichtigung dessen, was der Gast mitzutragen bereit ist. Exemplarisch sei dargestellt, welche Preissteigerung bei angenommenen Kostensteigerungen notwendig ist, um das operative Betriebsergebnis (GOP) zu halten.
Bei Steigerungen der Personalkosten (+8 %), des Wareneinsatzes (+15 %) und des Energieaufwandes (+25 %) muss der durchschnittliche Zimmererlös (netto, bei gleichbleibender Auslastung) um 12 % gesteigert werden, um das gleiche Betriebsergebnis zu erreichen.
Preiserhöhung sind also wahrlich alternativlos.
Allerdings ist die Erhöhung der Preise nur eine Seite der Medaille. Es geht um genaues Umsatz- und Kostenmanagement. Darauf abgestimmt muss man die eigene Preis- und Vertriebsstrategie aktiv hinterfragen und an den richtigen Schrauben drehen. Preiserhöhungen sind hier einer (ein sehr wichtiger) von vielen Bausteinen, derer es für einen weiterhin profitablen Betrieb bedarf. Denn am Ende des Tages ist es immer noch besser, die Auslastung sinkt anstelle des Verzichts auf angemessene Preiserhöhungen.
Entscheidend bleibt weiterhin das Preis-/Leistungsverhältnis. Wir müssen dem Gast den Mehrwert emotional kommunizieren und die Preise angemessen hoch halten!