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Deloitte und ÖHV-Tourismusbarometer 2024
Studie

Deloitte und ÖHV-Tourismusbarometer 2024

Mit dem Tourismusbarometer erheben Deloitte und die ÖHV jährlich die Stimmungslage in Österreichs Tourismusbranche. Im Rahmen der diesjährigen repräsentativen Studie haben im April 2024 218 Touristiker:innen österreichweit ihre Meinung zur derzeitigen Lage des heimischen Tourismus sowie zu ihrer individuellen betriebswirtschaftlichen Situation geteilt.

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Tourismusindex 2024

Der Tourismusindex gibt die aktuelle Stimmungslage unter Österreichs Tourismusunternehmen wieder. Er wird gewichtet errechnet und folgt dem Schulnotensystem. In den Index fließen folgende Faktoren ein:

  • die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die Entwicklungschancen des Tourismus
  • die regulatorischen Rahmenbedingungen
  • die individuelle Situation und Entwicklung des jeweiligen Unternehmens

2024 liegt der Tourismusindex bei einem Gesamtwert von 2,91, eine Verbesserung egegenüber dem Vorjahreswert von 2,97. Heuer ist die Gesamtstimmung der städtischen Touristiker:innen (2,81) besser als jene ihrer Kolleg:innen in ländlichen Gebieten (2,92).

Im Bundesländervergleich zeigt sich Niederösterreich mit einem Indexwert von 2,51 besonders positiv gestimmt.

 

Wirtschaftliche Lage des Tourismus

Nachdem sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den letzten Jahren nach Corona deutlich verbessert hat, nimmt der Optimismus nun wieder leicht ab. Die allgemeine Wirtschaftslage im eigenen Bundesland wird dabei besser beurteilt (Note 2,57) als die Entwicklung der Tourismusbranche (Note 3,04). Auch der Blick in die nahe Zukunft der Branche ist aufgrund vieler gesamtwirtschaftlicher Herausforderungen verhalten (Note 3,01).

Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen

Der Einfluss des Mitbewerbs auf den eigenen Betrieb wird von einer deutlichen Mehrheit der Befragten als neutral eingestuft. Immerhin 16 % empfinden den regionalen Mitbewerb sogar als positiv für das eigene Geschäft (VJ 13 %), was möglicherweise mit der Erkenntnis einhergeht, dass ein gut entwickeltes touristisches Ökosystem viele Vorteile mit sich bringt.

 

Ähnlich konstant – aber mit jährlich steigendem negativen Einfluss auf den eigenen Betrieb – wird die allgemeine Kostensituation bewertet: Neun von zehn österreichischen Tourismusbetrieben spüren die negativen Auswirkungen der gestiegenen Kosten. Mit einem Wert von 4,31 (VJ 4,22) wird dieser Faktor mit Abstand am schlechtesten bewertet. Auch die Steuer- und Abgabensituation wirkt sich auf 80 % (VJ 71 %) der touristischen Unternehmen negativ aus.

 

Die Verfügbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkt sich im Zeitverlauf unterschiedlich aus. 2020 – das erste Jahr der Pandemie mit entsprechend vielen Schließzeiten – spürten die Unternehmen nahezu keinen Personalmangel, 2021 hat die Situation umgeschlagen: 80 % der Befragten beeinflusste die Arbeits- marktsituation negativ. 2022 und 2023 hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Heuer ist der Wert besser als im Vorjahr: Spürten 2023 noch 58 % der Befragten einen negativen Einfluss der unzureichenden Mitarbeiterverfügbarkeit, so sind es aktuell nur mehr 48 %. Das spiegelt auch die Lage am Arbeitsmarkt wider – die Zahl der Arbeitssuchenden ist aufgrund der schwächelnden Gesamtwirtschaft höher als noch im

Unternehmerische Entwicklung und Prognose für den Sommer 2024

Die aktuelle Entwicklung des eigenen Unternehmens wird von Österreichs Tourismusbetrieben insgesamt mit einer Gesamtnote von 2,55 bewertet. Das signalisiert eine prinzipielle Zufriedenheit, wobei der Schulnoten-Wert im Vorjahr (2,38) minimal besser war. Die vergangene Wintersaison wird mit einer Note von 2,53 bewertet, während die Erwartungen an den bevorstehenden Sommer mit 2,51 ebenfalls überwiegend positiv ausfallen. Besonders optimistisch sind die Befragten in Wien (1,93), die Steirerinnen und Steirer vergeben mit 2,83 die niedrigste Bewertung, was jedoch immer noch auf eine grundsätzliche Zuversicht hindeutet.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt stellt die österreichischen Tourismusbetriebe anhaltend vor viele Herausforderungen. Doch obwohl in der aktuellen Studie ähnlich wie im Vorjahr 69 % der Unternehmen zum Befragungszeitpunkt weiterhin aktiv auf Personalsuche sind, geben immerhin 25 % an, dass es dieses Jahr einfacher ist, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Sommer finden.

Im Zeitverlauf ist der Einfluss des Arbeitskräftemangels auf die österreichischen Tourismusbetriebe in diesem Jahr mit einem Wert von 3,11 am geringsten. Das Umfrageergebnis zeigt: Rund 30 % der Touristikerinnen und Touristiker (VJ 26 %) spüren tatsächlich keinen wesentlichen Einfluss der Arbeitsmarktsituation im eigenen Betrieb. Der Anteil jener, die von negativen Auswirkungen berichten, hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar von 58 % auf 48 % verringert. Und für immerhin 22 % (VJ 16 %) gestaltet sich die momentane Fach- und Arbeitskräfteverfügbarkeit positiv.

Investition und Finanzierung

Da weite Teile des Tourismussektors sehr kapitalintensiv sind, gehen Erhalt, Qualitätsverbesserungen sowie Angebotserweiterungen häufig mit beträchtlichen Investitionen einher. Die vorliegende Studie zeigt: Der Zugang zu Kreditfinanzierungen und die Umsetzung von Investitionsprojekten haben sich laut den österreichischen Tourismusunternehmen ab dem Jahr 2021 kontinuierlich verschlechtert und erreichen 2024 mit der bisher negativsten Bewertung von 3,91 einen Tiefpunkt.

 

Laut aktueller Umfrage ist es für 69 % der Betriebe schwieriger geworden, Kreditfinanzierungen zu erhalten, die restlichen Befragten beschreiben die Situation als unverändert. Ursprünglich für 2024 geplante Investitionen werden von 48 % der Betriebe reduziert und lediglich von 5 % erhöht. Immerhin 47 % führen ihre Investitionen wie geplant durch.

 

Seit der letzten bedeutenden Finanzkrise von 2008/2009 befand sich die Wirtschaft in einer Periode niedriger Zinsen, wobei der Euribor bis 2021 sogar unter Null fiel. Im Jahr 2022 änderte die Europäische Zentralbank ihren geldpolitischen Kurs und begann, den Leitzins zu erhöhen. Im April 2024 lag dieser bei 4,5 % (im April 2023 bei 3,5 %). Neben dieser neuen Zinslage, die sich laut WIFO-Prognose Mitte 2024 erstmals leicht entspannen könnte, führt die EU schrittweise den sogenannten „Green Deal“ ein. Das bedeutet, dass die meisten Banken in den nächsten Jahren dazu verpflichtet werden, unabhängig von ihrer Größe öffentlich über ihren Beitrag zu den Klima- und Nachhaltigkeitszielen der EU zu berichten. Es ist absehbar, dass damit in Zukunft auch darauf geachtet wird, ob das verliehene Geld für klimafreundliche Investitionen eingesetzt wird.

Ihr Ansprechpartner

Oliver Schenk MA

Oliver Schenk MA

Public Affairs E-Mail senden +43 1 5330952-24

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