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1. Kongresstag Graz
Kongress

1. Kongresstag Graz

Zukunft. Hotellerie. Gestalten. Die Referate, Sessions und viele Gespräche am Rand der Tagung kreisten um die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Arbeitsmarkt und Digitalisierung.

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Montag, 15. April 2024

Montag, 15. April 2024

„Hört auf die Experten!“

Klare und motivierende Worte fand ÖHV-Präsident Walter Veit in seiner Eröffnungsrede am Montag. Doch warnte er gleichzeitig davor, die laufende Transformation zu unterschätzen. „Die Transformation, die unsere Branche auf Trab hält, ist viel größer als man auf den ersten Blick sehen kann“, führte er aus. Es heiße nun, vorbereitet zu sein. Zu bewältigen sei diese am besten mit Expert:innenhilfe. Die Branche habe zu diesem Zweck eine Plattform der Tourismuswirtschaft gegründet. Geleitet wird diese „Initiative Zukunft Tourismus“ von „zwei, die wissen, worum es geht“: Michaela Reitterer und Paul Blaguss.

Die Initiative ist parteiunabhängig und dient dem gesamten Tourismus. Ihr gehören acht maßgebliche Verbände, Organisationen und Unternehmen an, neben der ÖHV u.a. der Österreichische Reiseverband, der Bund Österreichischer Tourismusmanager, das Verkehrsbüro und Casinos Austria. „Wir haben alle  Experten, jetzt reden wir mit den Politikern. So können wir für alle sprechen, die mitten im schwierigen Wettbewerb stehen“, gab Veit die Linie vor. „In diesem Sinne: Wir sind, wir leben die Transformation!“.

Die inneren Werte der Transformation

Gleich weiter mit dem Thema Transformation ging es am Vormittag mit dem Referat von Wolf Lotter. Dieser lieferte ein gut fundiertes Plädoyer für mehr Wissensökonomie, also der Fähigkeit, selbständig und selbstbewusst arbeiten zu können. Anders als in China oder auch in Indien sei diese hierzulande ein Stiefkind. Bei uns herrsche „Verkümmerung durch Überkümmern“. So lasse sich aber die notwendige Transformation nicht bewältigen. „Eine echte Transormation ist mit Schmerzen verbunden, ohne diese geht es nicht. Es genügt nicht, dass wir damit zufrieden sind, dass wir sind, wie wir sind“, formulierte der anerkannte Transformationsexperte.

 

Für Selbständigkeit und Realitätssinn

Das Zusammentreffen von Mitarbeitermangel mit der „Generation Z“ werde vielfach als eine Verschärfung der Situation gesehen. Die Lösung, so Lotter, liegt hier im richtigen Verständnis des Wortes „Mit-Arbeiter“, von Personen, die in der Lage sind, selbständig und selbstbewusst zu arbeiten. Gute Chefs zeigen sich nicht beunruhigt, wenn solche „Mitarbeiter“ mehr wissen als sie selbst. „Ende der Illusionen und Stärkung der Selbständigkeit. Dann hat man verstanden worum´s geht“.

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Daten gibt es überall

Wie bleibt ein Familienunternehmen relevant, was sind die Trends und was braucht es, um auch morgen erfolgreich zu sein? Mit diesen Fragen beschäftigte sich anschließend Maximilian Lude, Gründer der philoneos GmbH, eines Zukunftsbüros für Familienunternehmen. Einfache Antwort: Versuchen, mit den exponentiellen Entwicklungen der Technologie Schritt zu halten und diese bestmöglich zu nutzen. Generell, so Lude, gelte die österreichische Hotellerie in dieser Hinsicht als langsam. Im technologischen Bereich herrsche weitgehend „kollektives Nichtwissen“.Einen Ausweg daraus biete die Schaffung einer „Kontextkompetenz“, mit deren Hilfe Hotels die technologischen Neuerungen nützen können, von VR (virtual reality) über AI und GPT bis hin zu „Prompts“ (Ausführungsanleitungen, Eingaben in künstliche Intelligenz). Am Horizont steht bereits OI („organoide Intelligenz“), bei der kleine „Minihirne“ zum Einsatz kommen. Industriegrenzen verschwimmen, neue Opportunitäten entstehen. Daraus ergibt sich durchaus die Frage, ob ein Hotel nur für Gäste da ist oder ob neue, zusätzliche Geschäftsfelder entstehen können.

Wer den Kontext versteht, kann entsprechend investieren und sein Geschäftsmodell anpassen. Die Fähigkeit dazu, so Lude, nennt sich „Ambidexterity“ (was etwa bedeutet: „mit beiden Händen gleich gute Sachen machen können“). Für Hoteliers bedeutet dies: „mit der anderen Hand“ neue Unternehmensziele zu finden. Unternehmer sollten ihre Ziele jedenfalls immer flexibel halten und den Kontakt mit den Gästen noch stärker intensivieren. Als „Geheimrezept für die Zukunft“ nannte Lude vier Punkte:

  •  Enkelfähigkeit der Familienunternehmen,
  •  Life Long Learning,
  •  Bleiben Sie Explorer, und
  •  Machen Sie alle im Unternehmen selber zu Unternehmerinnen und Unternehmern.

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Workshops

Gleichzeitig abgehaltene Parallel-Sessions gaben Interessierten die Möglichkeit, ihre Kenntnisse zu den Fachthemen weiter zu vertiefen.

Jakob Ledermann von philoneos leitete den Workshop „Date your Company”.
Wissenswertes zu den Inhalten dieses Workshops gibt es hier

Leon Hetzer, Experte für A.I. gab gemeinsam mit seiner Kollegin Kathleen Omafray-Odenwald im Workshop "Understanding A.I" Inspiration und Handlungsanleitungen für den Umgang mit dieser zukuntsweisenden Technologie.

Die Präsentation zum Download

 

Mitarbeiter:innenführung

Nach einem intensiven Vormittag wurde am Nachmittag parallel zu den Workshops die Vortragsreihe auf der Hauptbühne („main stage“) im Stefaniesaal des „Congress Graz“ mit Referaten über Mitarbeiterführung und -gewinnung fortgesetzt.

Daniela Ben Said, Top-Rednerin und Autorin, sprach sich mit Nachdruck dafür aus, die Mitarbeiterführung neu zu denken. „Verkaufe deine Firma an deine Mitarbeiter“, „Lerne Führungskompetenz einzusetzen“ und „Traue dir zu, beim Führen bossig zu sein“, so einige ihrer Ratschläge. „Bleib auf dem Kutschbock und steige nicht ab“. MA brauchen aber nicht nur konsequente Führung, sondern auch Zugehörigkeit und Beachtung, Verständnis und Einfühlungsvermögen. „Zeig´ Power, aber sei ein guter Häuptling“. Bei der MA-Gewinnung ist bei den Stellenanzeigen  anzusetzen. Es lohnt sich, unkonventionelle Wege zu beschreiten, wie Daniela Ben Said anhand origineller, von ihr gestalteter Beispiele demonstrierte. 

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Teure offene Stellen

Spannende Erkenntnisse brachte die von ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer und Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria, präsentierte Studie über Branchen- und Standorteffekte des Arbeitskräftemangels. Wie die von der ÖHV bei EcoAustria in Auftrag gegebene Analyse zeigt, hat das Freibleiben von 9.500 Stellen deutliche Folgen für die Wirtschaftsentwicklung. Die direkten wie auch indirekten Effekte summieren sich zu einem BIP-Rückgang von 1,2 Milliarden Euro, wobei sich die direkten Effekte mit 900 Millionen, die indirekten Auswirkungen in vorgelagerten Branchen mit 300 Millionen beziffern lassen.

Der Großteil der Effekte entfällt auf die Hotellerie, gefolgt von Immobilien und Handel. Wie Gratzer betonte, sind rasche Gegenmaßnahmen alternativlos. In ein Maßnahmenpaket gehören: Weniger Saisonalität durch  Stärkung des Ganzjahrestourismus, Angebotsentwicklung und die Ansprache neuer Zielgruppen, wie etwa der „digitalen Nomaden“.

 

Die Arbeitsplätze selbst ließen sich durch eine Reihe von Maßnahmen attraktivieren: Senkung der ESt und der Lohnnebenkosten, Regelungen für Teilzeitarbeit, höhere Zuverdienstgrenzen und bessere Kinderbetreuung. Eine Erweiterung des Arbeitskräftepools sei denkbar durch attraktive Angebote für qualitative Zuwanderung, weitere Entbürokratisierung der R-W-R-Karte, Vereinfachte Anerkennung ausländischer Ausbildungen und Reform der Saisonierkontingente (Öffnung für EU-Beitrittskandidaten). Schließlich gibt es auch digitale Lösungsansätze: steuerliche Begünstigung entsprechender Investitionen (Fokus auf Prozessoptimierung), Förderschwerpunkt KI,  Aus- und Weiterbildung für digitale Anwendungen im Tourismus sowie Ausbau der Breitbandinfrastruktur.

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Die Präsentation zum Download

Betriebliche Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel

Dazu passend ging es gleich weiter mit einer von Ute Pichler moderierten Gesprächsrunde. Es diskutierten Elisabeth Hauser-Benz (Stanglwirt), Valentina Ultsch (harry´s home und adler hotels) sowie Gerhard Wendl, Vorstandsvorsitzender der JUFA-Hotels.

Elisabeth Hauser-Benz (Stanglwirt, 360 Angestellte) hob die Wichtigkeit partnerschaftlichen Denkens gegenüber den Mitarbeitern hervor. Als Beispiele nannte sie ein Bonusprogramm für innovative Ideen, namentliches Lob, das Eingehen auf individuelle Wünsche bei Kinderbetreuung etc (wodurch es gelinge, auch Einheimische zu gewinnen) und den Anspruch „Mitarbeiter sollen sich fühlen wie unsere Gäste“. Deutlich wurde dies im „Mitarbeiterhaus auf hohem Niveau“ (alle 50 Einheiten à 30 m2). Die diesbezüglichen Überlegungen seien voll aufgegangen. Ebenso wie Hauser-Benz verwies auch Valentina Ultsch auf die zusätzliche Motivation durch Weiterbildung. Was Lehrlinge betrifft, so gehe es darum, zu verstehen, was diese wirklich wollen, meinte Ultsch. Es sei wichtig und zu begrüßen, wenn die Jungen Erfahrungen im Ausland machen wollen. Gerhard Wendl betonte das Leistungsversprechen für die Beschäftigten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das wichtigste sei, sich im Beruf wohlzufühlen („Wohlfühlen ist wichtiger als Gold“).

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Steirischer Abend in der Seifenfabrik

Zweiter Teil des fulminanten Rahmenprogramms: Ein zünftiger Steirischer Abend im Veranstaltungszentrum Seifenfabrik in der Angergasse. Wer da mit wem wo und wie tanzte, war augenzwinkernder Gesprächsstoff zwischendurch am nächsten Tag.

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