Kaum ein Thema im Lebensmittelbereich wird so kontrovers diskutiert wie Soja. Dabei geht es häufig um ökologische Aspekte des Sojaanbaus – und hier allen voran um dessen Auswirkungen auf unser Klima. Wie klimafreundlich oder -schädlich die Sojaproduktion tatsächlich ist, kann mitunter stark variieren und ist von unterschiedlichen Aspekten abhängig. Wer über diese Bescheid weiß und beim Einkauf darauf achtet, woher Tofu, Sojadrink und Co. kommen, gewinnt Soja als vielseitige Komponente einer klimafreundlichen Küche.
Landnutzungsänderungen als unterschätzter Faktor
Den mit Abstand größten CO2-Fußabdruck hinterlässt Soja, wenn der Anbau der Pflanzen sogenannte Landnutzungsänderungen auslöst. Diese stellen den bedeutendsten, wenn auch häufig übersehenen, Faktor in Bezug auf die ökologischen Auswirkungen unseres Ernährungssystems dar. Von einer Landnutzungsänderung spricht man dann, wenn zum Beispiel Wälder in Weideland oder Moore in Ackerland umgewandelt werden. Diese Flächen können in ihren Böden gigantische Mengen an Kohlenstoff speichern. Werden sie jedoch zu landwirtschaftlicher Nutzfläche umfunktioniert, so werden über Jahrzehnte hinweg große Mengen an CO2 in die Atmosphäre freigesetzt – so groß, dass der Weltklimarat IPCC Landnutzungsänderungen zwischen fünf und 14 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen zuschreibt.
Seit den 60er-Jahren hat sich die weltweite Sojaproduktion fast verdreizehnfacht. Um den Soja-Boom zu bewältigen, braucht es vor allem eines: Ackerfläche. In Südamerika – mehr als die Hälfte der weltweiten Sojaproduktion kommt von hier – werden zu diesem Zweck auf riesigen Flächen Landnutzungsänderungen vorgenommen. Anders als häufig vermutet geht es dabei jedoch weniger um die Rodung von tropischen Regenwäldern als um die Umwandlung von Savannengebieten in Ackerfläche. Hier dehnt sich der Sojaanbau derzeit am massivsten aus, was zur Folge hat, dass die dafür genutzten Flächen als wichtiger Kohlenstoffspeicher verloren gehen.
Platz vier auf den heimischen Ackerflächen
Auch in Europa beziehungsweise Österreich angebauten Sojabohnen muss ein gewisser Landnutzungsfaktor angerechnet werden. Schließlich wurde Agrarland auch hier einst durch die Umwandlung von Naturflächen wie Wäldern gewonnen. Würde man diese Flächen nicht weiter beackern, könnten dort erneut Wälder oder Grasflächen wachsen, die weit mehr Kohlenstoff binden als jedes bearbeitete Feld. Allerdings belegt man europäisches Ackerland, das schon seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten als solches genutzt wird, mit einem deutlich geringeren oder keinem Landnutzungsfaktor. Es gilt daher als bedeutend klimafreundlicher als ihr Pendant in den Tropen, wo tagtäglich immer neue natürliche Flächen zu Ackerland gemacht werden.
Die Klimafreundlichkeit von Sojaprodukten hängt also zu einem Gutteil von der Herkunft des Sojas ab. Die gute Nachricht ist: Soja wird auch in Österreich angebaut, und davon gar nicht wenig. Nach Mais, Weizen und Gerste hat die Sojabohne mittlerweile den viertgrößten Anteil an der gesamten heimischen Ackerfläche. Und auch wenn es für Soja und daraus verarbeitete Produkte keine Pflicht zur Herkunftskennzeichnung gibt, ist häufig auf der Verpackung ersichtlich, wenn das Produkt aus österreichischen Sojabohnen hergestellt wurde. Beim Einkauf genau hinzusehen, zahlt sich also aus.
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