Das ahead Burghotel ist eines dieser ganz besonderen Häuser, das einem in Erinnerung bleibt. Eines, das man immer wieder besuchen möchte und auch von Herzen gern weiterempfielt – und zwar nicht nur wegen des unglaublich guten Speiseangebots! Denn das im Juli 2021 eröffnete und mehrfach preisgekrönte Burghotel verfolgt eine einzigartig konsequente Nachhaltigkeitsstrategie, die in jedem Winkel des Hauses zu erkennen ist. Das klimaneutrale Hotel setzt nicht nur auf sämtliche Standards des betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagements, sondern es übertrifft diese regelrecht: Der konsequente Ansatz setzt einen völlig neuen Maßstab in der nachhaltigen Hotellerie!
Eine ganz spezielle Besonderheit ist die nachhaltige Konsequenz in der Küche. Denn im Bereich des Scope 3 stellt den größten CO2-Fußabdruck der Wareneinsatz in der Küche dar. Dieser lässt sich durch den vorwiegenden Einsatz pflanzlicher Zutaten signifikant senken, die bestenfalls noch aus saisonalem biologischem Anbau aus der Region kommen. Im ahead Burghotel wird dieser Ansatz derart konsequent verfolgt, dass das kulinarische Angebot zu 100 % pflanzlich und vorwiegend bio, regional und saisonal ist.
Doch nicht nur die vegane Zielgruppe wird durch diesen Ansatz abgeholt, sondern vor allen Dingen auch die zukunftsweisende Zielgruppe der Flexitarier*innen ist vom perfekt in Szene gesetzten kulinarischen Abgebot begeistert. Die Bedürfnisse der Gäste von Morgen verändern sich: Wir befinden uns in einer Zeit, in der wertebasiertes Wirtschaften immer mehr an Bedeutung erhält. Königlich Urlauben ja, aber nur im Einklang mit Mensch, Tier und Natur.
Hotelier Jonas Mog, 29 Jahre, eröffnete das ahead Burghotel gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Kim Stellbrinck am 1. Juli 2021 und wurde bereits 2022 vom fvw als Top-Hotelier unter 30 gekürt. Mit seinem einzigartigen Ansatz für betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement stellt er einen Leuchtturm in der nachhaltigen Hotellerie Deutschlands dar und ist nicht nur Mitglied im Tourismusausschuss der Industrie und Handelskammer (IHK) Potsdam, sondern auch Mitglied im Fachvorstand Sustainability der HSMA Deutschland.
Im nachfolgenden Interview geht es darum, wie Jung-Hotelier Jonas Mog, gemeinsam mit seinem Team das Unmögliche möglich macht: Ein rein veganes und konsequent nachhaltiges Hotel, das zu einer eigenen Destination inmitten der Region Prignitz im Bundesland Brandenburg in Deutschland wurde.
Jonas, wie kam es dazu, dass du 2021 ein rein veganes Hotel inmitten der Prignitz in Brandenburg eröffnet hast?
Bereits während meines Hotelmanagement-Studiums in Berlin kam mir die Idee eines rein veganen Hotels, da ich durch meine eigene pflanzliche Ernährung feststellte, dass die meisten Hotels überhaupt nicht auf diese Zielgruppe eingestellt waren. Es folgten berufliche Stationen in Rooms Divisions Abteilungen im In- und Ausland, auch in einem veganfreundlichen Haus in Leogang im Salzburger Land. In einem Hotel an der deutschen Nordseeküste lernte ich meine heutige Geschäftspartnerin Kim Stellbrinck kennen, die große Erfahrung im F&B mitbrachte. Als die Welt während der Pandemie stillstand, machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach einer passenden Hotelimmobilie und fanden sie in einer historischen Burg in einer Region in Deutschland, die touristisch wenig ausgeprägt ist: Die Prignitz im Bundesland Brandenburg, zwischen den Metropolen Berlin und Hamburg. Wir profitieren weniger von der touristischen Stärke der Region, sondern das Hotel wird durch seine Nische zur Destination.
Wie sind Hotel und Gastronomie gestaltet? Beschreib uns das Konzept gern einmal.
In dem Burghotel bieten wir Platz für knapp 80 Personen, verwöhnen die Gäste täglich in zwei Restaurants den ganzen Tag mit hochwertigen Speisen. Mehrere Terrassen ermöglichen den Blick auf einen 5 Hektar großen Burggarten, in dem ein Teehaus im Grünen Platz für Yoga & Meditations-Sessions bietet und die Orangerie ist ein 24h-geöffnetes Fitnessstudio.
Das ahead hotel hat den Anspruch Natur, Mensch und Umwelt in alle Bereiche und Unternehmensentscheidungen mit einfließen zu lassen. Wir haben unseren CO2-Fußabdruck ermitteln lassen und versuchen diesen stetig zu minimieren, bis dahin kompensieren wir Emissionen, bis hin zum Ausstoß der durch die Anfahrt aller Mitarbeiter*innen entsteht. Die Digitalisierung nutzen wir dabei als Unterstützung, so gibt es weder ausgedruckte Meldescheine, Gästemappen, Rechnungen noch Zimmerbelege aus dem Restaurant. Als nachhaltig ausgerichtetes Hotel ist eine rein pflanzliche Auswahl an Speisen, Getränken und Materialien bis hin zur Mitarbeiter*innenkleidung ein logischer und konsequenter Schritt, denn die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle in der Klimakrise: Sie verursacht ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen - das meiste lässt sich mit einer pflanzlichen Ernährung einsparen.
Wie wird das rein vegane Angebot von euren Gästen angenommen? Warum funktioniert es so gut?
Durch eine klare Positionierung und Profil sind wir nicht nur irgendein Hotel, sondern haben Fans statt Gäste und einen großen Kreis an wiederkehrenden Gästen. Alleine auf Instagram folgen und interargieren mit uns über 12.000 Menschen. Wir inspirieren, begeistern und überraschen. Gerade Gäste, die bisher keine großen Berührungspunkte mit veganer Ernährung hatten, sind oft überrascht, wie kreativ und geschmacklich überzeugend die Küche ist. Wir erreichen also längst nicht nur eine stark wachsende Zielgruppe an Veganer*innen und Vegetarier*innen, sondern Millionen an Flexitarier*innen, die gerne mal einen fleischfreien Tag einlegen oder im Urlaub offen sind für neue Erfahrungen. Nicht selten ist die Urlaubserfahrung dann so gut, dass weit über den Aufenthalt hinaus Veränderungen in den Alltag integriert werden. Die Reaktionen der Gäste sind immer wieder beeindruckend, so hören wir zum Beispiel regelmäßig, dass unsere Currywurst die beste ist, die jemals gegessen wurde oder Menschen glauben uns nicht, dass es wirklich kein Fleisch war.
Nimm uns uns doch einmal mit in eure kulinarische Welt: Was bekommen die Gäste heute auf den Tisch?
Morgens startet der Tag mit einem Frühstücksbuffet der Extraklasse. Hausgemachte Marmeladen und Gemüseaufstriche, Salate, Croissants, Franzbrötchen, Obst & Gemüse, Karottenlachs, bis hin zu warmen Speisen wie Scrambled Tofu, Porridge, Müslis, frischen Waffeln oder Pancakes, Wurst- und Käsealternativen und vieles mehr begeistern nicht nur die veganen Gäste. Mittags lockt aus der Lunchkarte zum Beispiel der ahead Burger mit Vamembert aus Cashewkernen und Preiselbeeren. Nachmittags bietet das Restaurant place to V eine Auswahl an Eis und hausgemachten Kuchen. Den Abschluss bietet ein 3-Gang Dinner mit Weinbegleitung: Zur Vorspeise ein Carpaccio von der Artischocke, hausgemachte Trüffel Ravioli und als Dessert Zweierlei Schokomousse, dazu eine Beerenauslese vom Weingut Opitz im Burgenland. Wer den Geschmack von Fleisch haben möchte, aber aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen auf das tierische Produkt verzichten möchte, kann bei uns „Ersatzprodukte“ bekommen – oder aber einfach gute und ausgewogene Gemüsegerichte.
Das klingt alles unglaublich köstlich! Glaubst du, dass in der Hotellerie vegane Angebote angemessen repräsentiert sind?
Immer wieder bin ich erschrocken, wie wenig Hotels dieser Entwicklung nachkommen, schließlich handelt es sich hierbei nicht um einen Trend, der wieder verschwinden wird. Man geht davon aus, dass alleine in Deutschland tagtäglich mehrere hundert Menschen sich entscheiden, sich zukünftig vegan zu ernähren. Selbst sonst nachhaltig agierende Hotels klammern das Thema oft aus, als hätte es keinen Einfluss auf unsere Umwelt. Eigentlich ist es gar nicht so schwer, kleine Entscheidungen und das Austauschen von einzelnen Zutaten und Lebensmitteln können bereits einen sehr großen Einfluss nehmen, sei es das Austauschen der Schokocreme beim Frühstück oder dem Verwenden von pflanzlicher Sahne im à la carte Geschäft. Manchmal reicht es vermutlich schon, die eigenen Mitarbeiter*innen nach Tipps zu fragen, oder aber eine Hotelberaterin mit Spezialisierung auf vegane Ernährung kann dem Hotel mit viel Know-How zur Seite stehen und damit Wettbewerbsvorteile mit einer klaren USP gegenüber Mitbewerbern ausbauen.
Bei unseren Nachbarn in Österreich tut sich etwas in Sachen veganer Kochausbildung. Was denkst über die Forderung der Grünen Wirtschaft, einen Lehrberuf zum/zur vegan-vegetarischen Koch/Köchin anzubieten?
Ich kann den österreichischen Kolleg*innen dazu gratulieren, dass eine vegane Kochausbildung zur Debatte steht. Die Branche klagt über einen Fachkräftemangel, besonders in der Küche. Dabei würden viele junge Menschen gerne den Beruf erlernen, sind aber aus guten Gründen nicht mehr bereit dazu, mit Fleisch zu kochen. Mit einer veganen Kochausbildung können wir wieder Nachwuchs für unsere großartige Branche begeistern und gleichzeitig den Bedarf in Hotellerie & Gastronomie decken. Leider hinken wir hier in Deutschland hinterher und in unserem Betrieb muss ich Bewerber*innen absagen, das macht mich zutiefst traurig, wenn Potenziale hier einfach verschenkt werden.
Jonas, noch ein letztes Wort: Gibt es etwas, dass du unseren österreichischen Kolleg*innen mitteilen möchtest?
Aller Anfang ist schwer, es lohnt sich allerdings, sich diesem Thema zu widmen und mit der Umsetzung zu beginnen. Nicht nur bei der wachsenden Zielgruppe der Gäste kann man mit einem guten veganen Angebot punkten, sondern auch – heute noch wichtiger: Auch neue Teammitglieder gewinnen. Junge Menschen möchten heute einen Sinn in ihrer Arbeit spüren und die eigenen Werte sollten größtenteils mit denen ihres Arbeitgebers übereinstimmen. Ich betrachte die Hotellerie zudem immer als Innovationstreiber und Inspirator für unsere gesamte Gesellschaft und mein Ziel ist es mit einer nachhaltigeren Branche auch, die Weichen zu stellen für einen ökologischen und sozialen Wandel in Richtung einer enkeltauglichen Zukunft.
Jonas Mog, vielen Dank für das spannende Gespräch!
Weitere Informationen zur Nachhaltigkeitsstragie des ahead Burghotel finden Sie hier.
Sie erkennen das Potential und wollen ein veganes Angebot in die Strategie Ihres Hauses einbinden? Dann nehmen Sie die Abkürzung und lassen Sie sich von den Erfahrungen und dem Netzwerk eines veganen Hotelberaters unter die Arme greifen!
Gastbeitrag von veganer Hotelberaterin Natalija J. Čobanov, Gründerin von VISION V Consulting. www.visionvconsulting.com