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Umwelt/Environmental - das "E" von ESG
ESG, Leitfaden

Umwelt/Environmental - das "E" von ESG

In diesem Abschnitt geht es darum, wie Sie Ihr Hotel umweltfreundlicher machen können. Dabei beleuchten wir Bereiche wie Energie- und Wassermanagement, Abfallreduktion und den Umgang mit dem Klimawandel. Kleine Investitionen in energieeffiziente Geräte und ein bewusster Umgang mit Ressourcen können bereits große Effekte erzielen.

Lesezeit: 

Umweltfreundliche Maßnahmen helfen nicht nur der Natur, sondern sparen oft auch Ressourcen und damit Kosten. Darüber hinaus ziehen Sie umweltbewusste Gäste an.

Energie

  • Umstellung auf erneuerbare Energieverträge: Wechseln Sie zu Anbietern von Ökostrom, um Ihren Energieverbrauch nachhaltiger zu gestalten. Auf diese Weise reduzieren Sie die sogenannten Scope 2 Emissionen auf annähernd null. Scope 2 Emissionen sind indirekte Treibhausgasemissionen aus externen Quellen, typischerweise elektrischer Energie, Dampf oder Wärme. Neben den Scope 2 Emissionen, gibt es auch Scope 1 und 3 Emissionen, die Sie schrittweise erfassen sollten, um sie in den Nachhaltigkeitsbericht miteinzubeziehen, um Ihren CO2-Fußabdruck darzustellen. Hier geht es zur Erläuterung.
  • Erneuerbare Energien (am Standort): Überlegen Sie, ob PV-Anlage oder andere erneuerbare Energien eine Option für Ihr Hotel sind. Das Green Hotel AVIVA****s hat beispielsweise eine 440 kWp PV-Anlage auf der Parkplatzüberdachung und eine 63 kWp auf dem Hoteldach angebracht und erzeugt damit ca. 70 % des Jahresstrombedarfs. Ab wann sich die Anschaffung einer PV-Anlage für Sie lohnt, erfahren Sie hier.
  • Wärmeenergie: Zusätzlich zur Nutzung von erneuerbarer Energie, können Sie Wärmeenergie nutzen z.B. in Form von Erdwärme, mithilfe von Wärmepumpen, dem Anschluss an ein regionales Fernwärmenetz (Biomasse) oder einer Pellets-/Hackschnitzelanlage. Das Hotel NILS am See nutzt z.B. Erdwärme über 18 Tiefensonden und eine aktivierte Bodenplatte. Ein anderes Hotel im Zillertal nutzt Geothermie. Die Umsetzbarkeit der einzelnen Möglichkeiten hängt allerdings von Ihrem Standort ab. Um die für Ihren Standort geeignete Lösung zu finden, hat klimaaktiv hilfreiche Inhalte zu Thema „Erneuerbare Wärme“ zusammengestellt. Setzen Sie zudem gedämmte Warmwasserspeicher ein und nutzen Sie die Abwärme aus dem Rücklaufkreislauf verschiedener Wärmequellen in Ihrem Hotel. Das Vienna Mariott nutzt z. B. Abwärme zur Warmwasseraufbereitung. Das Hotel „der daberer. das biohotel“ nutzt Abwärme von Kältemaschinen und aus Abwasser. Zum einen wird die Abwärme, die bei der Kühlung von Lebensmitteln entsteht, zurückgewonnen und zur Erwärmung des Wassers in den Sanitärbereichen oder für die Fußbodenheizung genutzt. Zum anderen nutzen Wärmetauscher in der Abwasserleitung die Wärme des Abwassers als Quelle für die Wärmepumpe, um Frischwasser zu erwärmen oder Räumlichkeiten zu beheizen. Weitere allgemeine Informationen zu dem Thema und Maßnahmen finden Sie hier.
  • Energieverbrauch und -management: Reduzieren Sie den Energieverbrauch durch verschiedene Maßnahmen wie den Einsatz von LED-Lampen und energieeffizienten Geräten. Im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtstoffröhren verbraucht LED-Beleuchtung bei vergleichbarer Leistung bis zu 80 % weniger Energie. Zudem verlängert sich die Lebensdauer der Leuchten um das 10- bis 30-fache. Auf diese Weise können Sie bis zu 70 % der Kosten einsparen. Zusätzlich bietet sich auch der Einsatz von Bewegungsmeldern für die LED-Beleuchtung an. Bei hellen Wand-, Boden- und Möbelfarben benötigen Sie eine geringere Beleuchtungsstärke und können so Energie sparen. Berücksichtigen Sie dies bei der nächsten Modernisierung Ihres Hotels. Weiters können Sie Systeme einsetzen, die automatisch Licht und Klimaanlagen bei Abwesenheit bzw. geöffneten Fenstern ausschalten. Ebenfalls bietet sich eine intelligente Heizungssteuerung in nicht belegten Zimmern an.
  • Heizung: Um Ihre Heizkosten zu senken und den Komfort zu erhöhen, sollten Sie zunächst sicherstellen, dass Wände, Decken und Böden gut gedämmt sind und energieeffiziente Fenster und Türen verwenden. Weitere sofort umsetzbare Maßnahmen umfassen u.a. das Freihalten und die regelmäßige Reinigung von Heizkörpern sowie deren Entlüftung, um die Wärmeüber- und -abgabe zu optimieren. Lassen Sie zudem den Kessel regelmäßig von Fachleuten reinigen und die Einstellungen Ihrer Heizungsanlage überprüfen und anpassen. Ein hydraulischer Abgleich des Wärmeverteilsystems sorgt für die optimale Wärmeverteilung. Bringen Sie Thermostatventile an den Heizkörpern an und stellen Sie eine Nachtabsenkung der Temperatur ein. Ein umfassender Heizungs-Check kann Ihre bestehenden Systeme weiter optimieren. Außerdem empfiehlt es sich, alte CO2 intensive Heizungen auf modernere und umweltfreundliche Heizsysteme um. Das Hotel Enzian in Pertisau ist z.B. von einer Ölheizung auf eine umweltfreundlichere Pelletsheizung für Raumheizung und Warmwasserbereitung umgestiegen.
  • Gebäudekühlung: Um die Energiekosten nachhaltig zu senken, sollten Sie zunächst Wärme vermeiden, bevor Sie kühlen. Dies kann durch den Einsatz von Sonnenschutz wie Außenjalousien und Verschattungsautomatik erreicht werden, die sich nach Uhrzeit, Temperatur und Anwesenheit richten. Wir empfehlen die Regelung von zentralen Kühlanlagen durch Fachpersonal jährlich überprüfen und justieren zu lassen, um die Effizienz der Anlagen zu optimieren. Zusätzlich kann das Nachrüsten von Zeitschaltuhren, Sensoren und Drehzahlregelungen bei älteren Systemen sinnvoll sein. Schließlich sollte die Raumtemperatur bei Klimatisierung nicht mehr als 6 °C unter der Außentemperatur liegen, was moderne Regelungsanlagen automatisch steuern können. In der kalten Jahreszeit können Sie die Außenluft zur Klimatisierung verwenden, um Maschinenlaufzeiten zu minimieren. So macht es das Vienna Mariott bereits.
  • Gebäude: Im Bereich Gebäude bieten sich kosteneffiziente Maßnahmen an, die die Energieeffizienz des gesamten Gebäudes nachhaltig verbessern. Durch die Dämmung der obersten Geschossdecke und des Daches kann der Wärmeverlust erheblich reduziert werden, was zu einer deutlichen Senkung der Heizkosten führt. Zusätzlich sollten Fenster und Türen gewartet und abgedichtet werden, um sicherzustellen, dass sie dicht schließen und keine Wärme entweicht.

Ressourcen- und Abfallmanagement

  • Wasserverbrauch und Wassermanagement: Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Wasser ist wichtig. Installieren Sie wassersparende Duschköpfe und Toiletten bzw. Spülkästen mit Zweimengenauslösung und Spülstopp. Motivieren Sie Gäste und Mitarbeiter:innen, Wasser sparsam zu verwenden. Wassersparende Duschköpfe reduzieren den Wasserverbrauch erheblich. Sie verbrauchen nur 5-9 Liter/Minute, sodass sich Jahresverbrauchsmenge mehr als halbiert. Ein Praxisbeispiel dazu der Marcati Gruppe finden Sie hier. Zudem empfiehlt es sich, Wasserflaschen im Hotelzimmer zu vermeiden und stattdessen Leitungswasser in Krügen oder Mehrwegflaschen anzubieten. Abgesehen von Maßnahmen, die Wasser einsparen, können Sie eine Regenwasseranlage einsetzen, die Regenwasser speichert, das dann für verschiedene Zwecke im Hotel wiederverwendet werden kann, wie zum Beispiel zur Bewässerung der hoteleigenen Gärten.
  • Abfallmanagement: Trennen und recyceln Sie Abfälle, wo immer möglich. Bieten Sie Ihren Gästen Optionen zur Mülltrennung an. Reduzieren Sie den Einsatz von Einwegplastik, indem Sie Alternativen wie Mehrwegsysteme bereitstellen. Einen Leitfaden zur Abfallvermeidung finden Sie auf unserer Website. Zum Thema Lebensmittel- und Abfallmanagement hat die WKO weitere Informationen veröffentlicht.
  • Speisereste: Versuchen Sie, Lebensmittelabfälle zu minimieren zu kompostieren. Dafür können Sie die angebotenen Speisen und das Menü anpassen. Beispiele aus der Praxis sind u.a. kleinere Kuchenstücke am Nachmittagsbuffet anzubieten oder gar keine Buffets anzubieten sowie Tiere nach dem „Nose To Tail Prinzip“ ganz zu verwerten. Zusätzlich können Sie überschüssige Lebensmittel am Ende des Tages anbieten oder verschenken. Über die "Too Good To Go"-App bieten einige Hotels und Restaurants bereits übrig gebliebene Lebensmittel und Gerichte an. Eine Maßnahme aus dem Hotel NILS am See ist, dass es Essensreste zerkleinert und in einem unterirdischen Tank sammelt, um diese später zu Biodiesel und Dünger zu verarbeiten.
  • Beschaffung: Versuchen Sie, möglichst regionale, biologische und saisonale Produkte zu beziehen und anzubieten. Das gilt nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Reinigungsmittel, Büroartikel, Einrichtung, u.v.m. Auf diese Weise können Sie Transportwege minimieren, Emissionen einsparen und gleichzeitig die lokale Wirtschaft unterstützen. Im Falle der Lebensmittel können Sie so die Frische und Qualität der Zutaten maximieren. Eine weitere Empfehlung aus der Praxis ist es, einige Ihrer Lebensmittel (z.B. Kräuter, Obst, Gemüse) selbst anzubauen und zu Produkten und Speisen zu verarbeiten. All die Lebensmittel, die nicht direkt serviert werden, können durch Einwecken, Einlegen und Fermentieren haltbar gemacht werden. Weitere Informationen zu nachhaltiger Beschaffung erhalten Sie hier.

Weitere Maßnahmen

  • Eigener Fuhrpark: Sie können durch verschiedene Maßnahmen Ihren Fuhrpark nachhaltiger gestalten. Eine mögliche Maßnahme ist die Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den eigenen Betrieb. Diese Fahrzeuge können sowohl für tägliche Besorgungen als auch für Shuttle-Services genutzt werden. Zusätzlich sollten Hotels E-Ladestationen installieren, die bestenfalls mit Strom aus der hoteleigenen Photovoltaikanlage oder anderen erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. Die Bereitstellung von Radständern und Fahrradabstellplätzen kann ebenfalls dazu beitragen, nachhaltige Transportmöglichkeiten zu fördern.
  • Mobilität der Belegschaft: Fördern Sie nachhaltigen Mobilität unter den Mitarbeitenden. Sie können Anreize für die Bildung von Fahrgemeinschaften schaffen, beispielsweise durch reservierte Parkplätze, finanzielle Vergünstigungen oder einer Plattform für Fahrgemeinschaften auf Ihrer Website. Darüber hinaus ist es hilfreich, Unterkünfte für Mitarbeitende in der Nähe des Hotels bereitzustellen oder solche auszuwählen, die gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind. Die Unterstützung von ÖPNV-Tickets, etwa durch Zuschüsse oder die vollständige Kostenübernahme, kann die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern.
  • Gästemobilität: Auch die Mobilität der Gäste können Sie durch gezielte Maßnahmen nachhaltiger gestaltet werden. Hierbei ist es sinnvoll, Daten zur Anreise der Gäste zu erheben, um gezielte Maßnahmen entwickeln zu können. Sie können Marketingmaßnahmen einführen, die gezielt jene Gäste ansprechen, die das Potenzial haben, öffentlich anzureisen. Informationen auf der Hotelwebsite, in Buchungsbestätigungen oder durch spezielle Kampagnen können dabei helfen. Zudem können Hotels Anreize wie günstigere Preise für Nächtigungen bieten, wenn Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen (Beispiel Grüner Bonus im Boutiquehotel Stadthalle).
  • Kompensation: Überlegen Sie, ob Sie klimafreundliche Projekte unterstützen können.
  • Biodiversität: Fördern Sie die biologische Vielfalt in Ihrem Hotel, indem Sie Ihre Grünflächen umweltfreundlich gestalten und pflegen. Dabei ist es wichtig, chemische Pestizide zu vermeiden und einheimische, nicht-invasive Pflanzenarten zu verwenden. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. Schützen Sie zudem natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen innerhalb und in der Umgebung Ihres Betriebs. Außerdem empfiehlt es sich, sowohl Ihren Gästen als auch Ihrer Belegschaft über die Bedeutung der Biodiversität zu informieren. Ergreifen Sie zudem Maßnahmen, die zur Reduzierung negativer Auswirkungen auf die lokale Flora und Fauna beitragen.
  • Ökologische Bauweise: Wenn Sie neue Gebäudeteile bauen müssen, achten Sie auf eine ökologische Bauweise. Verwenden Sie dafür natürliche Materialien und biozertifizierte Produkte, die größtenteils aus der Umgebung stammen. Anregungen finden Sie bei klimaaktiv  und auch das baubook bietet wertvolle Informationen und Werkzeuge zur Auswahl umweltfreundlicher Baumaterialien.
Paula Kämpf BA

Paula Kämpf BA

Partner- und Eventmanagement E-Mail senden +43 1 5330952-27
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