Im Rahmen der Serie „Die ÖHV lädt ein“ haben wir Anfang Oktober mit Hotelierskolleginnen und -kollegen das im April 2023 eröffnete Hide-away NILS am See in Weiden direkt am Neusiedler See besucht.
Im Nachgang haben wir mit General Manager Alexander Youssef und Andrea Blaska, Director Business Development, die Nachhaltigkeits-Maßnahmen, die im Haus umgesetzt wurden, nochmal zusammengefasst.
ÖHV: Das NILS am See produziert die benötigte Energie über weite Strecken selbst. Mit welchen Maßnahmen gelingt das?
Alexander Youssef: Das NILS am See ist fast energieautark und falls wir doch zusätzlich Strom brauchen, ist das zu 100 % österreichischer Ökostrom. Die Energieproduktion erfolgt dabei über eine am Dach angesiedelte 65 kWp Photovoltaikanlage. Zusätzlich nutzen wir Erdwärme über 18 Tiefensonden (in einer Tiefe von 100 m liegend) und eine aktivierte Bodenplatte. Die Bewilligungen für die Bohrungen und die Platte waren sehr umfangreich und langwierig. Da können unsere Eigentümer umfangreiche Erfahrungswerte weitergeben – das braucht es einen langen Atem und das sind Investitionen in die Nachhaltigkeit, die keiner fordert, aber mit einem sehr hohen Kostenaufwand verbunden sind.
ÖHV: Die Technik für die Gebäudeautomatisierung kommt von Loxone? Was wird damit gesteuert und welche Vorteile bringt das?
Alexander Youssef: Wir steuern mit Loxone Haustechnik, Temperatur, Licht und Musik, Das alles wird digital gesteuert, Loxone Electronics ist übrigens eine österreichische Firma. Die Steuerung im Zimmer läuft über Smartboards. Wenn niemand im Zimmer ist, dreht sich das Licht automatisch ab und auch die Klimaanlage läuft nicht bei offenen Türen oder Fenstern.
Andrea Blaska: Und wir haben auch bei der Zimmerkarte eine smarte Alternative gefunden: die Gäste bekommen ein Armband mit einem kleinen Anker. Darauf ist auch die Burgenlandcard mit vielen Ermäßigungen und der Gratis-Zugang zum Strandbad gespeichert. Keine Karten mehr – nur mehr ein Armband, das trägt auch zur Entspannung bei.
Copyright: Alex Lang
ÖHV: Was hat es mit dem Tank unterm Gebäude auf sich, in den alle Lebensmittelabfälle verschwinden?
Andrea Blaska: Alle Essensreste aus der Küche werden automatisch zerkleinert und in einem unterirdischen Tank gesammelt. Diese werden in weiterer Folge zu Biodiesel und Dünger verwertet – so können wir den Food Waste gegen Null reduzieren und tragen durch die Wiederwendung als Kraftstoff bzw. Dünger zur Ressourcenschonung bei.
ÖHV: Ihr habt 17 E-Ladesäulen im Haus. Setzen das Gäste aus Nahmärkten bereits voraus? Wie weit kann hier der Strom über die eigene PV-Anlage genutzt werden? Wie wird eine Ladung abgerechnet?
Alexander Youssef: Aus unserer Sicht sind E-Ladestationen in Hotels abseits von Stadtzentren mittlerweile Standard und werden auch von den Gästen erwartet. Bei den Neuzulassungen wurden EU-weit 2023 erstmals mehr E-Autos als Diesel-Fahrzeug zugelassen, der Trend ist also eindeutig. Auch unsere eigene Fahrzeugflotte besteht ausschließlich aus Elektroautos.
Bei der Planung des Hotels war die Ausstattung mit Ladestationen demzufolge ein Fixpunkt. So weit als möglich wird dabei der Strom aus der PV-Anlage genutzt, das unterliegt natürlich tages- und jahreszeitlichen Schwankungen. Die Abrechnung beim Aufladen erfolgt pauschal, für einmal Aufladen verrechnen wir 20 Euro.
ÖHV: Welche Herausforderungen gab es bei der Planung des Hauses?
Andrea Blaska: Wir sind hier inmitten des UNESCO-Welterbegebiets Neusiedlersee, hier spielen Landschafts- und Naturschutz eine essenzielle Rolle. Vogel- und insektenfreundliches Bauen war daher Grundvoraussetzung. Die umlaufende Holzfassade wurde daher mit Blauregen begrünt, diese funktioniert als Sonnen- und Hitzepuffer, gleichzeitig sparen wir so auch Kühlenergie. Darüber hinaus finden Insekten hier Nahrung und Unterschlupf und zusätzlich werden Lichtemissionen gedämmt – was wiederum die Insekten freut.