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Amenities als Müllmacher im Hotel
Nachhaltigkeit

Amenities als Müllmacher im Hotel

Amenities: viele Kleinigkeiten, die ganz schön Müll machen. Dabei gibt es sie – die nachhaltigen Alternativen, die auch vom Gast begrüßt werden. Eine Bestandsaufnahme.

Lesezeit: 

"Kleinigkeiten sind es, die Perfektion ausmachen, aber Perfektion ist alles andere als eine Kleinigkeit." Henry Royce

Die wohl bekanntesten Kleinigkeiten im Hotel findet man im Badezimmer. Diese Amenities reichen von Bademantel bis Zahnputzset und gelten oft schon als Basis und Standard für unsere Hotels. Aber welche Amenities gibt es, wie verwendet sie der Gast und wie schaut am Ende der ökologische Fußabdruck aus?

Wir haben uns dazu grundsätzliche Meinungen und Stimmen aus der Praxis angehört. Das sagen Gäste und Hoteliers:

  • Man muss nicht alles haben und nicht alles anbieten:
    Viele Gäste verwenden Hotel-Amenities gar nicht bzw. vertrauen ohnehin nur ihren eigenen Produkten. Da ist dann die aufwendige Arbeit der Stubenmädchen von Bereitstellen bis Kontrollieren ganz umsonst und es kann viel eingespart werden...
  • Amenities – ja, bitte gerne – an der Rezeption zum Abholen:
    Ein abgerissener Knopf – Hilfe ist da. Im Hotel Stadthalle zum Beispiel, gibt’s jede Menge Nähzeug an der Reception – im Nähkisterl wie zu Oma’s Zeiten – Beratung inklusive!
  • Weniger ist mehr!
    Auch dieser Spruch wird in vielen Hotels schon mehr als gelebt. Im Hotel-Badezimmer findet man „nur“ eine kleine Auswahl an Amenities, aber dafür in Topqualität. Und damit startet auch der Prozess der Weiterverwendung – denn gute Produkte benützt man gerne länger und so wird zum Beispiel der hochwertige Hotelslipper dann zum Werbeträger in den privaten vier Wänden.

Im Übergossenen Alm Resort wird Nachhaltigkeit in allen Abteilungen gelebt. Als Hausdame habe ich schon vor 10 Jahren begonnen, kleine Mini-Verpackungen im Hotelbadezimmer zu vermeiden. Wir hatten damals Berge von Müll und es mussten nicht nur die kleinen Fläschchen entsorgt werden, sondern auch all die Reste, die eigentlich gar nicht verwendet wurden. Das bringt nicht nur der Umwelt was, sondern spart auch Wareneinsatz!

Katharina Döring
Übergossene Alm Resort in Dienten

Wenn schon, denn schon – Nachhaltigkeit zählt!

  • Beginnen wir bei der Verpackung – hier kann auf vieles verzichtet oder bei der richtigen Wahl zumindest recycelt werden. Auch die Spender & Fläschchen selbst werden oft von den Firmen wieder zurückgenommen und so dem Recyclingprozess direkt wieder zugeführt. Bei der Firma ADA Cosmetics zum Beispiel werden für Öko-Label Kosmetika nur Recyclingverpackungen verwendet und beim Produkt selbst wird vor allem auf die biologische Abbaubarkeit sowie die natürlichen Inhaltsstoffe Wert gelegt. Und egal welche Verpackung, Spender oder Fläschchen – die Firma ADA nimmt sie alle retour und führt diese Abfallprodukte dann direkt dem Recyclingprozess wieder zu! Also reden Sie auch mit Ihrem Lieferanten!
  • Weiters bieten viele Firmen auch für die Hotellerie schon pflanzenbasierte Kosmetik mit nur natürlichen Inhaltsstoffen an. Diese belasten dann die Gewässer nicht (bzw. weniger). Die Bio Hotels zum Beispiel vertrauen auf Kosmetika mit veganer Rezeptur, die in nachhaltiger Verpackung und mittels ressourcenschonendem Nachfüllsystem angeboten werden. Ein spannender Anbieter ist auch die Seiferei, die neben neuen Produkten wie Sprudelkugeln, Badekristalle, individuelle Düfte für Kissen oder Raum auch besondere Waschlotion für die Hotellerie bieten. Sie greifen dafür regionale Gegebenheiten des Hotels auf (wie Pflanzen und Kräuter aus der Region) und produzieren individuelle Seifen, Duschgels oder Shampoos. Und das ganze aus 100% natürlichen Rohstoffen.


Nachfüllspender als Alternative

Laut einer Studie entsorgt die Hotelindustrie weltweit mehr als 10 Milliarden – oft nur teilweise entleerte – Mini-Plastikflaschen pro Jahr.  Ein Wechsel bei Duschgel von kleinen Fläschchen zu Spendern reduziert also Berge von Müll, erreicht eine bedarfsgerechtere Dosierung und rechnet sich auch beim Wareneinsatz für das Hotel.

In einer Umfrage der ÖHV kam als Rückmeldung, dass 65 % der Hotelgäste ihre Hygieneartikel lieber in Nachfüllspender als kleine Fläschchen haben möchten. Bei den Spendern gibt es natürlich verschiedenste Möglichkeiten – von geschlossenen Systemen, Spender zum selbst Auffüllen oder Kartuschen mit portionierten Mengen und auch beim Behälter selbst wird immer mehr Wert auf recycelbaren, schadstofffreien Kunststoff gelegt.

Rechenbeispiel:

Ein Ferienhotel hat vor Jahren beim Duschgel von kleinen Fläschchen auf Pump-Nachfüll-Spender umgestellt. Das Ergebnis in Zahlen:

  • Vor der Umstellung wurden im Hotel pro Jahr ca. 8.500 kleine Fläschchen Duschgel verbraucht (Kosten pro Fläschchen ca. 0,23 Euro). Dadurch entstanden damals ca. 1.955 Euro Jahreswareneinsatz (nur für die Duschgel-Miniplastikflaschen).
  • Jetzt arbeitet das Hotel mit Pump-Nachfüll-Spendern und braucht im Jahr ca. 120 Pumpspender (Kosten pro 300 ml Pumpspender ca. 3,15 Euro) sowie eine entsprechende Menge Duschgel (Kosten pro 5l Shampoo ca. 26 Euro) und hat dafür einen gesamten Jahreswareneinsatz von ca. 1.050 Euro.
  • Auffallend bei diesem Kostenvergleich ist vor allem, dass die verbrauchte Menge an Duschgel beim Anbieten in Spendern um über 30 % weniger wurde (in unserem Beispiel wurden mit den Miniplastik-Fläschchen ca. 250 l und mit den Pumpspender ca. 166 l Duschgel im Jahr verbraucht).
  • Durch die Umstellung von Duschgel in Spender statt in Fläschchen konnten in diesem Hotel die Kosten für Duschgel um ca. 45 % reduziert werden.

Auch auf der Website von ADA International wird vorgerechnet:

  • Eine Kartusche ersetzt 20 bis 25 kleine Portionen pro Monat und reduziert Kunststoff- und Flüssigkeitsabfälle zwischen 75 und 85 Prozent. Und im Vergleich zu Kleinportionen lassen sich damit die Kosten zwischen 30 und 40 Prozent senken.
 
Und grundsätzlich: Die Bestimmungen betreffend Duschgel der Hotelsterne-Kriterien

Neu in den Hotelsterne-Kriterien ab 2020 ist im Bereich Amenities vor allem, dass egal in welcher Sterne-Kategorie keine Packungsgrößen für Duschgel & co mehr vorgeschrieben sind. D.h. Seife oder Waschlotion am Waschbecken ist zwar unverändert für alle Kategorien ein Muss, ebenso Duschgel ab 2* wie bisher. Aber es gibt keine Angabe zu Verpackungsgrößen und da kann jedes Hotel nun auch die nachhaltigere und kostengünstigere Variante eines Spenders statt kleinen Fläschchen für Duschgel & co wählen.

 

 

Bei der Intercontinental Hotels Group sollen jährlich rund 200 Mio. Badminiaturflaschen eingespart werden. Statt der kleinen Fläschchen will die Gruppe künftig großformatige Spender für Seifen und Lotionen zur Verfügung stellen. Auch in Wien sind unter anderem Gespräche mit den Lieferanten geplant, um bald eine Umsetzung zu schaffen.

Brigitte Trattner
General Manager/ Generaldirektorin
INTERCONTINENTAL® WIEN

Das heißt, Ihrer konkreten Umsetzung steht nichts mehr im Weg!

DI Barbara Diallo-Strobl

DI Barbara Diallo-Strobl

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