Während viele Betriebe noch damit beschäftigt sind, ihre Angebote auf die Millennials auszurichten, steht die nächste Generation bereits vor der Tür und klopft an – und sie bringt völlig neue Anforderungen mit sich. Die zwischen 1997 und 2012 geborene Generation Z entwickelt sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor, der die Tourismus- und Hospitality-Branche nachhaltig verändern wird.
Wirtschaftliche Bedeutung unterschätzt
Nicht nur ist die Generation Z die größte Generation der Geschichte und macht derzeit ca. 25 % der Weltbevölkerung aus – anders als ihre Vorgänger verfügt die Gen Z bereits in jungen Jahren über beachtliche Kaufkraft und gibt schon jetzt pro Kopf mehr aus als jede andere Generation im gleichen Alter. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Taschengeld: Es wird erwartet, dass die Kaufkraft der Generation Z bis zum Jahr 2030 auf 12 Billionen US-Dollar ansteigt (NielsenIQ, Spend Z Report). Diese Generation wird einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss haben und mit ihren Anforderungen so einige Branchen umkrempeln.
Authentizität schlägt Luxus
Die Werte der Gen Z unterscheiden sich von denen vorheriger Generationen. Während Millennials noch stark auf Erlebnisse und Selbstoptimierung setzen, sucht die Gen Z nach Authentizität und Nachhaltigkeit. Wichtig dabei: Hotelsterne ersetzen keine Nachhaltigkeitslabel – 73 % würden sich eher für eine Unterkunft entscheiden, wenn die Unterkunft nachhaltige Praktiken anwendet (Deloitte, The Hotel of the Future).
Mobile First war gestern
Die Gen Z denkt nicht in Kategorien wie „online“ und „offline“ – sie lebt in einer verschmolzenen Realität. Während Millennials das Smartphone als wichtiges Tool nutzen, ist es für die Gen Z eine natürliche Erweiterung ihrer selbst. Das bedeutet für Hotelier:innen: Ein responsives Design der Website ist nicht mehr ausreichend. Die Customer Journey muss von Grund auf digital gedacht werden – von der Inspiration über die Buchung bis zum Check-out.
Personalisierung neu gedacht
Interessanterweise lehnt die Gen Z klassische Formen der Personalisierung häufig ab. Stattdessen erwartet sie intuitive Systeme, die ihre Bedürfnisse antizipieren, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Ein Beispiel: Anstatt nach Präferenzen zu fragen, sollten Hotels Technologien in Verbindung mit KI zur Interpretation einsetzen, die aus dem Verhalten der Gäste lernen und subtil passende Angebote unterbreiten.
Die neue Arbeitswelt als Chance
Remote Work und hybride Arbeitsmodelle sind für diese Generation selbstverständlich. Hotels können davon profitieren, indem sie sich als „Third Space“ zwischen Büro und Home-Office positionieren. Moderne Workspaces, hochwertige Videokonferenz-Ausstattung und flexible Buchungsmodelle werden zu entscheidenden Erfolgsfaktoren – das „Bleisure“-Konzept erlebt durch die Gen Z einen regelrechten Boom.
Social Media: Mehr als Marketing
Für die Gen Z sind soziale Medien nicht nur Informationsquellen, sondern primäre Entscheidungsplattformen. Dabei geht es weniger um perfekt inszenierte Hotelfotos, sondern um authentische Einblicke und echte Erfahrungen. Ein bemerkenswerter Trend: 82 % vertrauen den Empfehlungen von Mikro-Influencern (User Generated Content) mehr als professionellem Hotelmarketing (Keywordseverywhere, UGC-Stats). Hotels müssen lernen, ihre eigenen Gäste als Markenbotschafter:innen zu aktivieren.
Die Generation Z wird den Tourismus grundlegend verändern. Für Hotelier:innen ergeben sich daraus konkrete Handlungsfelder. Betriebe, die jetzt die Weichen richtig stellen, können von diesem Wandel profitieren. Dabei geht es nicht darum, jeden Trend mitzumachen, sondern die eigene Authentizität mit den Bedürfnissen dieser wichtigen Generation in Einklang zu bringen.
Was bedeutet das denn jetzt alles für Hotelier:innen? Und wo soll man anfangen?
#takeitseriously:
Oft werden die Zoomer von den Boomern „belächelt“ und aufgrund ihrer Andersartigkeit abgetan. Das sind Ihre Gäste der Zukunft, nehmen Sie sie ernst, sonst werden sie nicht zu Ihnen kommen.
#trytounderstand:
Auf den ersten Blick wirken manche Eigenschaften und Anforderungen der Gen Z eigenartig – doch das meiste ergibt bei genauerer Betrachtung Sinn. Wenn wir uns bemühen, die Gen Z wirklich zu verstehen – profitieren wir dann vielleicht nicht nur geschäftlich, sondern auch privat?
#talktoyourfutureguests:
Weniger übereinander, mehr miteinander reden. Das beste Rezept für eine erfolgreiche Adressierung der Gen Z ist mit ihnen zu reden – und relevante Rückfragen zu stellen. Entwickeln Sie gemeinsam mit dieser bedeutenden Generation die Hotellerie der Zukunft.
Zum Autor:
Jakob Ledermann ist Senior Consultant und Co-Creator bei philoneos GmbH