Inklusion und Vielfalt sind nicht nur gesellschaftliche Werte, sondern auch wirtschaftliche Chancen für die Hotellerie. Doch viele Betriebe stehen vor der Frage: Wie kann man Inklusion in der Praxis umsetzen – sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende? Hier setzt das Erasmus+-Projekt LINOHM an. Der Onlinekurs bietet Hotelbetrieben praxisnahe Unterstützung, um ihr Angebot inklusiver zu gestalten. Wir haben mit den Projektverantwortlichen Stephanie und Christian Rank (The Ranks GmbH), Eigentümer der Appartements Ferchergasse und Mitglied der ÖHV seit vielen Jahren, über ihre Erfahrungen, die Erkenntnisse aus dem Projekt und die Chancen für die Branche gesprochen:
ÖHV: Was ist das LINOHM-Projekt, und warum ist Inklusion ein wichtiges Thema für die Hotellerie?
Stephanie & Christian Rank: LINOHM steht für „Learn Inclusion – New Opportunities for Hotel Management“ und ist ein Erasmus+-Projekt, das wir gemeinsam mit der Lange GbR aus Deutschland umgesetzt haben. Ziel ist es, Hoteliers praxisnahe Werkzeuge an die Hand zu geben, um Inklusion in ihren Betrieben zu fördern.
Inklusion betrifft zwei zentrale Bereiche der Hotellerie: Zum einen geht es darum, das Angebot für Gäste mit unterschiedlichen Bedürfnissen zugänglich zu machen. Zum anderen geht es um den Arbeitsmarkt – denn Inklusion schafft neue Möglichkeiten für Mitarbeitende und hilft, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Viele Hotels sind sich der Potenziale bewusst, wissen aber nicht, wo sie ansetzen sollen. Genau hier setzt unser Onlinekurs an.
ÖHV: Welche Inhalte vermittelt der LINOHM Onlinekurs, und wie können Hoteliers davon profitieren?
Stephanie & Christian Rank: Der Kurs bietet eine strukturierte Einführung in das Thema Inklusion und ist speziell auf die Bedürfnisse von Hotelbetrieben zugeschnitten. In 12 Modulen lernen Teilnehmende unter anderem:
- Wie sie ihr Angebot für Gäste mit Beeinträchtigungen verbessern können,
- welche einfachen Maßnahmen sofort umsetzbar sind,
- wie sie Inklusion in ihren Teams fördern können,
- welche Fördermöglichkeiten es gibt.
Besonders für kleinere Betriebe, die oft als Familienunternehmen geführt werden, ist das Thema herausfordernd. Oft fehlen die zeitlichen Ressourcen, um umfassend zu recherchieren oder eigene Konzepte zu entwickeln. Genau hier setzt unser Kurs an: Er bietet einen kompakten Einstieg in das Thema, von dem aus sich Betriebe weiter vertiefen können – ohne dass dies zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Zudem zeigt der Kurs erste konkrete Schritte auf, die auch ohne große Investitionen umgesetzt werden können. Viele Maßnahmen sind niedrigschwellig und lassen sich ohne große Kosten realisieren – beispielsweise durch eine angepasste Gästekommunikation, barrierefreie Informationen oder kleine bauliche Veränderungen.
ÖHV: Welche Herausforderungen gibt es in der Branche in Bezug auf Inklusion, und wie kann der Kurs dabei unterstützen?
Stephanie & Christian Rank: Die größte Hürde ist oft Unsicherheit: Viele Betriebe wissen nicht, wie sie das Thema angehen sollen oder fürchten hohe Kosten. Dabei zeigt sich, dass viele Maßnahmen kostengünstig umsetzbar sind – sei es durch eine angepasste Gästekommunikation, kleine bauliche Anpassungen oder eine bewusstere Gestaltung des Arbeitsumfelds.
Ein weiteres Hindernis ist der Fachkräftemangel. Viele Hotels suchen dringend Personal, berücksichtigen aber nicht, dass es hier Potenziale gibt – etwa durch die gezielte Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Der Kurs hilft, Berührungsängste abzubauen und zeigt konkrete Lösungswege auf.
Einfach anfangen. Inklusion muss nicht sofort perfekt sein – jeder kleine Schritt zählt. Wichtig ist, sich mit dem Thema zu befassen, das eigene Angebot zu reflektieren und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen.
ÖHV: Gibt es bereits Betriebe oder Beispiele aus der Praxis, die erfolgreich inklusive Maßnahmen umgesetzt haben?
Stephanie & Christian Rank: Ja, einige Hotels haben bereits Schritte in Richtung Inklusion unternommen. Ein Beispiel ist das Hotel Magdas in Wien, das schon lange auf soziale Integration setzt und erfolgreich mit inklusiven Teams arbeitet. Ein anderes Beispiel ist das Stadthaushotel in Hamburg, das als Inklusionsbetrieb geführt wird.
Aber auch kleinere Betriebe können viel bewirken. Wir selbst haben in unserem Apartmenthotel in Wien erste Maßnahmen umgesetzt – etwa eine mobile Rampe oder eine bewusstere Kommunikation mit den Gästen. Oft sind es gerade die kleinen Veränderungen, die eine große Wirkung haben.
ÖHV: Ihre persönliche Conclusio des Projektes?
Stephanie & Christian Rank: Für uns war es eine spannende Lernreise: Wir haben während des Projekts selbst gemerkt, wie viele Berührungsängste in diesem Bereich bestehen – und konnten sie durch den Austausch und das Erarbeiten der Kursinhalte abbauen. Gleichzeitig haben wir viele neue Ideen bekommen, was wir in unserem eigenen Betrieb umsetzen können. Das beginnt bei der Art und Weise, wie wir Gäste ansprechen und kommunizieren, und reicht bis zu konkreten baulichen Maßnahmen wie dem Anbringen von Haltegriffen an geeigneten Stellen.
ÖHV: Welche nächsten Schritte sind für das Projekt geplant, und wie können interessierte Hoteliers teilnehmen?
Stephanie & Christian Rank: Der Kurs steht ab sofort online zur Verfügung und kann kostenfrei absolviert werden. Wir arbeiten derzeit daran, die Inhalte noch weiter zu verbreiten und mit Branchenpartnern wie der ÖHV zusammenzuarbeiten. Zudem hatten wir die beiden Abschlussveranstaltungen – in Deutschland und Österreich - um die Projektergebnisse zu präsentieren und den Austausch mit der Branche zu fördern.
Interessierte Hoteliers können sich auf unserer Website https://www.theranks.at/linohm-der-onlinekurs/ über den Kurs informieren und direkt teilnehmen.
Nähere Informationen zum Kurs:
Der Kurs und alle Materialien stehen kostenfrei zur Verfügung. Hier können Sie sich zum Kurs anmelden: www.theranks.at/linohm-der-onlinekurs/
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