Die Kennzahlen geben der Branche recht
Personalkosten von teilweise unter 15 %, Pachten von bis zu 40 % des Umsatzes und damit deutlich höhere GOPs als in der klassischen Hotellerie – Serviced Apartments sind eine moderne Hospitality-Antwort auf die hohen Kostenstrukturen in der klassischen Hotellerie, ist Anett Gregorius überzeugt. Seit 25 Jahren ist sie als Beraterin spezialisiert auf die Wirtschaftlichkeit und Konzeptionierung von Serviced Apartments und ermittelt Kennzahlen für das Segment. „Um das Jahr 2000 herum wurde das Thema vielfach belächelt“, erinnert sich die Gründerin und Inhaberin von Apartmentservice. „Dann wuchsen in den Nuller- und 2010er Jahren die Anbieter und Marken, und es entstand ein professionelles Angebotsfeld in Deutschland, dem heute zweitgrößten Markt in Europa nach UK. Inzwischen sind Serviced-Apartment-Betreiber und -Investoren auf Hospitality- und Immobilienveranstaltungen Stammgäste.“
Hohe Kosteneffizienz durch Digitalisierung
Durch den hohen Digitalisierungsgrad in den Zentralen und vor Ort mit etlichen digitalisierten Betriebssteuerungsfunktionen ist der geringe Mitarbeiterbedarf möglich. Reinigungen finden i. d. R. einmal pro Woche bzw. nach Abreise statt. Zugleich verzichten viele Konzepte mit Verweis auf das städtische Umfeld auf Services und damit Flächen für F&B, Wellness, MICE. Investoren und Eigentümer überzeugt ebenso die Flexibilität der Immobilien ohne Erdgeschoss-Notwendigkeit sowie die Zweitverwendungsoptionen.
Und die Gäste? Sie schätzen die Selbstversorgungsmöglichkeiten durch die obligatorischen Küchen in den Serviced Apartments und das wohnlichere Konzept durch separierte Wohn-, Koch-, Schlaf- und Arbeitsbereiche. Wurde das Konzept ursprünglich für Geschäftsreisende, Pendler, Projektarbeiter entwickelt, die mehrere Wochen an einem anderen Ort arbeiten, neu in eine Stadt ziehen oder kurzfristig Wohnraum auf Zeit in angespannten Wohnungsmärkten benötigen, so buchen auch immer mehr Städtereisende, Familien etc. Apartments für kurze, touristische Aufenthalte.
Österreich entwickelt sich zu einem starken Serviced-Apartment-Markt. In Österreich zählen wir bereits um die 11.000 Einheiten.
Österreich wächst
Die Mega-Trends Urbanisierung, Digitalisierung, Mobilität, Nachhaltigkeit und New Work gelten heute und morgen als Treiber für Serviced Apartments. Aktuell zählt Apartmentservice rund 55.000 Einheiten in Deutschland und die Kollegen von Michaeler & Partner in Österreich 11.000 Einheiten – 2018 waren es hier noch 2.800. Wien dominiert den Markt. Salzburg, Graz und Innsbruck holen auf, vor allem mit österreichischen Marken wie Harry’s Home oder B(l)ackhome. In Wien zeigen auch internationale Betreiber wie Adina Hotels, Ascott (Citadines etc.), Marriott (Residence Inn), Limehome, Numa, Adagio oder i Live (Rioca) zunehmend Flagge. Speziell in Österreich gibt es zudem Anbieter mit gemischten Wohn- und Beherbergungskonzepten wie Room4rent und District Living.





Zur Autorin:
Anett Gregorius ist Inhaberin des Beratungs- und Vermittlungsunternehmens Apartmentservice. 1999 hatte sie nach ihrem Studium der Betriebswirtschaft (BA) und einer Direktorentätigkeit beim deutschen Pionier der Apartmenthotellerie gegründet und später um die erste, auf das Segment spezialisierte Buchungsplattform im deutschsprachigen Raum erweitert. Seit mehr als 20 Jahren prägt sie den Markt mit verschiedenen Brancheninitiativen und sorgt wesentlich für eine Bekanntheitssteigerung und Professionalisierung des Segments. Sie gibt den Marktreport Serviced Apartments heraus und ist Veranstalterin der SO!APART. 2021 launchte sie das Online-Magazin SO!APART insight.