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Überbetriebliche Lehre
Arbeit & Fachkräfte, Mitarbeiter:innen

Überbetriebliche Lehre

Sylvia Unger, Trainerin und Beraterin im Netzwerk der ÖHV hat sich in den letzten Jahren stark in der Betreuung von Lehrlingen engagiert. Wenig bekannt ist die "Überbetriebliche Lehre". Dieses Modell kann Jugendliche für die Branche begeistern und wird vom AMS voll gefördert. Sie erzählt uns im folgenden Interview mehr darüber!

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Im folgenden Interview gibt uns Frau Unger Einblick in das Model "Überbetriebliche Lehre":

ÖHV: Frau Unger, was genau ist die Überbetriebliche Lehre und welche Ziele verfolgt sie?
Sylvia Unger: Die Überbetriebliche Lehre ist ein Programm, das Jugendlichen, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden konnten, eine vollwertige Ausbildung ermöglicht. Die Lehrlinge durchlaufen in überbetrieblichen Ausbildungsstätten, die pro Bundesland unterschiedlich sind, eine praxisnahe und fundierte Ausbildung, die denselben Standards entspricht wie in einem regulären Lehrbetrieb. Zusätzlich werden sie noch in ihren Social Skills und in der Persönlichkeitsentwicklung gefördert. Unser Ziel ist es, den Jugendlichen eine echte Chance zu geben, sich beruflich zu entwickeln und ihre Lehrabschlussprüfung erfolgreich zu absolvieren. Dabei lernen sie nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern auch die praktischen Fähigkeiten, die in ihrem zukünftigen Beruf unerlässlich sind.

ÖHV: Wie profitieren Hotelierinnen und Hoteliers konkret davon, Lehrlinge aus der Überbetrieblichen Lehre zu übernehmen?
Sylvia Unger: Sie profitieren in mehrfacher Hinsicht. Zum einen kommen die Lehrlinge mit einer soliden Grundausbildung in den Betrieb, was bedeutet, dass sie sich schnell einarbeiten und produktiv werden können. Zum anderen sind diese Lehrlinge sehr motiviert, da sie die Chance, in einem Betrieb Fuß zu fassen, sehr zu schätzen wissen. Für die Führungskräfte bedeutet dies weniger Einarbeitungsaufwand und eine höhere Effizienz. Durch die enge Betreuung während der Überbetrieblichen Lehre entwickeln die Jugendlichen zudem eine starke Arbeitsmoral und Teamfähigkeit, was sie zu wertvollen Mitarbeitenden macht.

 

ÖHV: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den Hotels und der Ausbildungsstätte der Überbetrieblichen Lehre genau aus?
Sylvia Unger: Die Zusammenarbeit ist sehr strukturiert und praxisorientiert gestaltet. Der Lehrling ist drei Tage pro Woche im Hotel tätig und verbringt die anderen zwei Tage in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte. Während der drei Tage im Hotel können die Betriebe den Lehrling gezielt anhand der vorgeschriebenen Ausbildungsdokumentation der jeweiligen Lehre fördern. Diese Dokumentation gibt vor, welche Kenntnisse und Fertigkeiten der Lehrling im Laufe seiner Ausbildung erlangen sollte, sodass die Ausbildung im Betrieb gezielt und effektiv gestaltet werden kann.

Good to know: Ein großer Vorteil für die Hotelierinnen und Hoteliers ist auch, dass der Lehrling dem Betrieb während dieser Zeit nichts kostet. Die Lehrlingsentschädigung wird komplett von der Ausbildungsstätte beziehungsweise vom Arbeitsmarktservice übernommen. Für die praktische Ausbildung im Hotel wird ein Praktikumsvertrag abgeschlossen, der maximal sechs Monate gültig ist. Zeigt der Betrieb Interesse, den Lehrling langfristig zu übernehmen, besteht die Möglichkeit, das Praktikum zu verlängern und den Lehrling in die reguläre Lehrlingsausbildung im Betrieb zu übernehmen.



ÖHV: Wie unterstützt die Überbetriebliche Lehre bei der Integration der Lehrlinge in den Betrieb?
Sylvia Unger: Wir lassen die Hotelierinnen und Hoteliers nicht allein! Es gibt eine umfassende Unterstützung durch die überbetrieblichen Ausbildungsstätten und dem Arbeitsmarktservices, die während des gesamten Prozesses beratend zur Seite stehen. Das reicht von administrativen Hilfestellungen, wie zB. bei Förderanträgen, bis hin zu einer Unterstützung bei Lernproblemen für die Berufsschule. Auch während des Praktikums und darüber hinaus stehen wir in engem Kontakt, um sicherzustellen, dass die Integration reibungslos verläuft. Dadurch schaffen wir eine Win-Win-Situation: Der Lehrling wächst im Betrieb, und der Betrieb profitiert von engagierten, gut ausgebildeten Mitarbeitenden.


ÖHV: Was macht die Qualität der Ausbildung in der Überbetrieblichen Lehre für die Hotellerie so wertvoll?
Sylvia Unger: Die Qualität der Ausbildung ist herausragend, weil sie sehr praxisnah gestaltet ist. Die Lehrlinge durchlaufen in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten verschiedene Stationen, die ihnen alle Facetten ihres Berufes näherbringen. Dies umfasst nicht nur die fachliche Ausbildung, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Kundenservice, Kommunikation und Teamarbeit – allesamt essenzielle Fähigkeiten in der Hotellerie. Für Hotelierierinnen und Hoteliers bedeutet dies, dass sie junge Menschen übernehmen können, die nicht nur gut ausgebildet, sondern auch sozial kompetent und kundenorientiert sind. Diese Kombination ist in der Hotellerie besonders wertvoll.


ÖHV: Wie können Hoteliers langfristig von der Überbetrieblichen Lehre und der Übernahme solcher Lehrlinge profitieren?
Sylvia Unger:
Lehrlinge aus der Überbetrieblichen Lehre sind oft besonders loyal und dankbar, wenn sie die Chance erhalten, in einem Betrieb übernommen zu werden. Diese Dankbarkeit zeigt sich in einer hohen Motivation und einer starken Bindung an den Betrieb. Für Hotelierinnen und Hoteliers bedeutet dies weniger Fluktuation und eine Belegschaft, die sich langfristig entwickeln lässt. Darüber hinaus kann man die jungen Talente frühzeitig fördern und gezielt auf künftige Führungsaufgaben vorbereiten. Das schafft nicht nur Stabilität im Team, sondern auch eine starke Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert.


Fazit: Die Überbetriebliche Lehre bietet Hoteliers in ganz Österreich eine hervorragende Möglichkeit, engagierte und gut ausgebildete Fachkräfte für ihren Betrieb zu gewinnen. Mit der Übernahme eines Lehrlings aus der Überbetrieblichen Lehre investieren Hoteliers nicht nur in die Zukunft der Jugendlichen, sondern auch in die Zukunft ihres eigenen Betriebs. Durch die enge Zusammenarbeit mit den überbetrieblichen Ausbildungsstätten können Hotelierinnen und Hoteliers sicher sein, dass sie Lehrlinge bekommen, die fachlich und menschlich perfekt ins Team passen und bereit sind, gemeinsam mit dem Betrieb zu wachsen.

 

ÖHV: Vielen Dank, Frau Unger, für die anschaulichen Erklärungen zur Überbetrieblichen Lehre!

Die Zusammenarbeit im Rahmen der überbetrieblichen Lehre war für uns im Hotel Zeitgeist eine äußerst positive Erfahrung. Es ist uns wichtig, jungen Menschen eine fundierte Ausbildung zu ermöglichen, auch wenn sie diese nicht im eigenen Betrieb absolvieren können. Unsere junge Lehrlingsdame hat nicht nur viel von uns gelernt, sondern auch frischen Wind und neue Ideen in unser Team gebracht. Die überbetriebliche Lehre bietet eine wertvolle Chance für Betriebe und Lehrlinge gleichermaßen."

Andreas Purtscher
ehemaliger General Manager Hotel Zeitgeist

Sie würden gerne Lehrlinge der Überbetrieblichen Lehre aufnehmen oder schnuppern lassen?

Kurzinfo des AMS zur Überbetrieblichen Lehre

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Sylvia Unger

Sylvia Unger

Gründerin & Inhaberin von ”Leicht Lächeln“
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