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Best Practice Grand Hotel Wien und SÖB Michl's
Mitarbeiter:innen

Best Practice Grand Hotel Wien und SÖB Michl's

Manchmal lohnt es sich, andere Wege im Recruiting zu gehen. Das Grand Hotel Wien zeigt, wie die Integration von Langzeitarbeitslosen gelingen kann.

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Andrea Amann, HR-Direktorin im Grand Hotel Wien, hat sich zur Zusammenarbeit mit einem sozialökonomischen Betrieb (SÖB) entschieden. Dort werden ehemalige Langzeitarbeitslose für die Hotellerie und Gastronomie sehr praxisnah ausgebildet und für den sogenannten ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Martina Richard ist die Projektleiterin des SÖB Michl's in Wien. Wir haben beide Damen zum Interview gebeten:


 

ÖHV: Frau Amann, wen haben Sie vom SÖB Michl's an Bord geholt und wie ist Ihre Erfahrung nach einem halben Jahr Einarbeitung?

Andrea Amann: Nach Kontaktaufnahme mit dem SÖB Michl's wurde uns eine Dame vorgestellt, die dann im Bankett als Demi Chef de Rang gestartet hat. Sie war zu Beginn noch nicht sehr selbstsicher, da sie davor in Wirtshäusern und Beisln gearbeitet hat, aber das hat sich schnell geändert!

 

ÖHV: Was hat sie von ihrer Ausbildung erzählt?

Andrea Amann: Sie hat sehr gute Erfahrungen gemacht und es war eine gute Vorbereitung auf ihre Tätigkeit hier. Das Team vom SÖB Michl's, von den Chefs über die Sozialarbeiter:innen, ist ihr immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Wichtig für uns als Betrieb: sie konnte viele praktische Erfahrungen sammeln, damit der Wiedereinstieg in das operative Geschäft gelingt. Beim SÖB Michl’s hat sie im Catering mitgearbeitet: von der Vorbereitung, über Service und Gästebetreuung. Sie hat sich bei dieser Arbeit sehr wohl gefühlt.

 

ÖHV: Frau Amann, was schätzen Sie an ihr besonders? Was zeichnet Mitarbeiter:innen aus, die gegebenenfalls schon einiges erlebt haben?

Andrea Amann: Indem sie viel Lebenserfahrung mitbringt, bringt sie so schnell nichts aus der Fassung. Sie ist sehr stressresistent und bewahrt auch bei großen Veranstaltungen die Ruhe, ein großer Gewinn für das Team. Weiters kümmert sie sich vorbildlich um unsere Lehrlinge im Bankettbereich und bringt diesen mit viel Geduld und Hingebung die Arbeit im Service näher!

 

ÖHV: Wie wird’s weitergehen?

Andrea Amann: Natascha ist jetzt ein halbes Jahr bei uns und möchte sich auf jeden Fall im Bankettbereich weiterentwickeln, also wäre der nächste Schritt Chef de Rang. Wie so oft in der Hotellerie, es stehen alle Wege offen!

Natascha macht einen tollen Job, bringt Ruhe ins Team und ist eine tolle „Mami“ für unsere Lehrlinge. Und wir freuen uns, ihre Talente bei uns fördern zu können!

Andrea Amann
Grand Hotel Vienna

 

ÖHV: Liebe Frau Richard, wie qualifizieren Sie diese sogenannten "Transitarbeitskräfte" für die Hotellerie und Gastronomie?

Martina Richard: Wir coachen unsere Teilnehmer:innen in zwei unterschiedlichen Bereichen, zum einen im jeweiligen Fachbereich (Küche, Service, Catering) durch unsere ausgebildeten Führungskräfte. Zu diesem Zwecke betreiben wir einen großen Cateringbetrieb in der Seestadt, das Restaurant „Michl's“ im 1. Bezirk und Besuchercafés in diversen Pflegewohnheimen in Wien. Eine Zahl sei hier erlaubt: in 2023 wurden vom Michl's Catering 263 Veranstaltungen ausgerichtet - für 15 Personen bis zu 917 Personen im Wiener Rathaus. 

Zum anderen unterstützen wir unsere Teilnehmer:innen auf dem Weg zum neuen Job. Viele Hürden gilt es da zu überbrücken, die gemeinsam mit unseren Sozial-, Lebens- und Berufsberater:innen aufgearbeitet werden. Da geht es um Reflexion von Arbeitserfahrung, Kompetenzfeststellung, Berufsorientierung, Krisenintervention bei Wohnungs- bzw. Entschuldungsfragen bis hin zur Unterstützung in Gesundheitsfragen. Die positiven Erfahrungen, wie es auch bei Frau Natascha der Fall war, stärken unsere Teilnehmer:innen in deren eigener Sozialkompetenz, das zeichnet sie besonders aus.

 

ÖHV: Wie gelingt der erfolgreiche Jobeinstieg Ihrer SÖB-Mitarbeiter:innen in der Hotellerie?

Martina Richard: Wir bieten für Unternehmen und Jobsuchende ein mehrtägiges - für Unternehmen kostenloses -  Praktikum an. Bei diesem Praktikum lernen sich der/die zukünftige Arbeitgeber:in und Mitarbeiter:in kennen. Für die Mitarbeiter:in ist es eine zusätzliche Chance, neben dem SÖB Michl's Betrieb auch andere Unternehmen und mögliche Arbeitsbereiche kennenzulernen. 

Besonders attraktiv ist die Arbeitskräfteüberlassung. Die Kosten der Mitarbeiter:innen teilen sich zu Beginn das Unternehmen mit dem SÖB Michl's. Natürlich ist es das Ziel, dass unsere Teilnehmer:innen längerfristig im jeweiligen Betrieb übernommen werden und so einen sicheren Arbeitsplatz und eine Perspektive bekommen. 

Während der gesamten Bewerbungs –und Einarbeitungsphase steht das SÖB Michl's Team sowohl den Teilnehmer:innen als auch dem Unternehmen bei sämtlichen Fragen oder Problemen zur Seite. Wir wissen aus Erfahrung, dass jedes Team bei Neueintritten gefordert ist. Durch Intervention und Gespräche versuchen wir, für ein reibungsloses Onboarding zu sorgen. Dieser Service steht dem Betrieb im Rahmen unseres Auftrages zumindest 3 Monate zur Verfügung. 

 

ÖHV: Gibt es für die Unternehmen finanzielle Förderungen bei Übernahme von Mitarbeiter:innen aus einem sozialökonomischen Betrieb?

Martina Richard: Die Förderungen für Arbeitgeber:innen sind vom Unternehmen direkt beim AMS über ein e-ams Konto zu beantragen. Das Michl's stellt hier gerne eine Vorabfrage. Es gibt jedoch keine Rechtsverbindlichkeit. Die Zusage für eine Förderung ist von mehreren Faktoren abhängig: Lebensalter, Dauer der Arbeitslosigkeit und soziales Umfeld (z.B. bei Alleinerzieher:innen). 

Wenn Personen einen Feststellungsbescheid (GdB) haben, dann gibt es auch die Möglichkeit, beim FSW um Förderung anzusuchen. Für dieses Spezialthema stehen meine Mitarbeiter:innen gerne zur Verfügung. 

 

ÖHV: Findet man auch in anderen Bundesländern sozialökonomische Ausbildungsbetriebe?

Martina Richard: arbeit plus Soziale Unternehmen Österreichs – hier findet man weitere SÖBs, die auch für die Hotellerie und Gastronomie ausbilden.

Für alle arbeitswilligen Menschen soll es die Möglichkeit einer Anstellung geben. Das ist ein sozialer Auftrag!

Martina Richard
SÖB Michl's

Was ist ein sozialökonomischer Betrieb?

  • Das SÖB Michls hat das Ziel, Menschen, die Schwierigkeiten haben auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, durch gezielte Beschäftigungsangebote zu unterstützen. Im Gastronomiebereich des SÖB Michls werden folgende gastronomische Tätigkeitsfelder angeboten: Servicekräfte, Küchenhilfskräfte, Buffetkräfte, Fahrer:innen, Cateringkräfte.

  • Sämtliche SÖBs stehen im Auftrag der jeweiligen Landesgeschäftsstelle des AMS (Arbeitsmarktservice) und bieten im definierten Rahmen Transitarbeitsplätze an. Jeder SÖB benötigt eine Trägerorganisation (Caritas, Kolping, wienwork, Volkshilfe), die die Haftung für die Operative gegenüber dem AMS wahrnehmen.

  • Um die Transitarbeitskräfte anzuleiten, sind im Projekt sogenannte Schlüsselkräfte fix angestellt (Leitung für: Küche, Catering, Restaurant, Service, Standort). Für die sozialpädagogische Unterstützung und das Outplacement – sprich Arbeitsplatzvermittlung – sind entsprechend der Anzahl der Transitarbeitsplätze ebenfalls Mitarbeiter:innen fix angestellt.

  • Der SÖB Michl's bietet derzeit 42 Transitarbeitsplätze an. Die Zielgruppe der vom AMS zugebuchten Arbeitssuchenden sind Langzeitarbeitslose, Menschen über 50 Jahre und Wiedereinsteiger:innen. 

  • Um die Transitarbeitskräfte auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten und entsprechend zu qualifizieren, sind im Projekt speziell geschulte Fachkräfte fix angestellt (Leitung für: Küche, Catering, Restaurant, Service, Standort). Für die sozialpädagogische Unterstützung und die Arbeitsplatzvermittlung stehen den Teilnehmer:innen ausgebildete Sozialarbeiter:innen und Karrierecoaches zur Seite.

  • Das SÖB Michls kann auf 20 Jahre Erfahrung zurückgreifen und vermittelt Teilnehmer:innen an Klein- und Mittelbetriebe, sowie an Organisationen des öffentlichen Dienstes. Die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und dem SÖB bringt den Betrieben wirtschaftliche Vorteile durch steuerliche Anreize und Förderungen, durch die Einstellung erprobter Mitarbeiter:innen und aufgrund des geringeren Rekrutierungsrisikos.  Die sozialen Vorteile ergeben sich  aufgrund der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Die Betriebe tragen aktiv zur sozialen Integration und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit insbesondere von benachteiligten Personen bei.

Ihr Ansprechpartner

Mag.(FH) Kristin Oberweger

Mag.(FH) Kristin Oberweger

Mitgliederservice Arbeitsmarktinitiativen E-Mail senden +43 1 5330952-32
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