Wir gratulieren!
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Das Stadthotel Henriette konnte sich im Rahmen der Future Hospitality Days in Düsseldorf gegen 40 Mitbewerber:innen durchsetzen und bekam den "Sustainable Hospitality Award 2023" verliehen. Herzlichen Glückwunsch!
die lobby: Herr Mag. Pastuszyn, Ihr Hotel Henriette ist das erste und einzige Hotel in Wien, das nach der Gemeinwohl-Ökonomie arbeitet. Wie kam es dazu?
Georg Pastuszyn: Die Gemeinwohl-Ökonomie hat uns gefunden. Das ist ein Konzept, in dem wir uns sofort erkannt haben. Plötzlich hatten wir einen Namen und einen Rahmen für das, was wir schon seit Jahren gemacht haben.
die lobby: Was ist für Sie das Besondere an der Gemeinwohl-Ökonomie?
Georg Pastuszyn: Die Gemeinwohl-Ökonomie lebt den Grundsatz, dass alle gewinnen sollen. Sie hilft, uns als Betrieb strategisch und konsequent weiterzuentwickeln und über das Unternehmen in ganzheitlicher Weise nachzudenken – von Umwelt über Finanzveranlagung bis hin zu Lieferant:innen und Mitarbeiter:innen.
Wir machen uns damit am Markt sowohl für Mitarbeiter:innen als auch für Gäste unterscheidbar. Unsere Mitarbeiter:innen arbeiten in einem Betrieb, der sich zu einem Ziel bekennt. Das ist für viele interessant, weil sie wissen, wohin die Reise geht und welche Werte gelebt werden. Die Gäste profitieren von einem hochwertigen Produkt: Sie genießen ihre Reise und können sicher sein, dabei in einem Hotel zu sein, das Verantwortung für Mensch und Umwelt lebt. Wir reinigen die Zimmer z.B. völlig ohne Chemie, mit Mikrotrockendampf. Damit kommen kaum Chemikalien ins Abwasser, wir haben den Wasserverbrauch reduziert, die Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen hat sich verbessert (Allergien sind z.B. weniger geworden) und unsere Gäste profitieren von einem guten, gesunden Raumklima. Stellen Sie sich mal vor, was es bedeutet, wenn Mitarbeiter:innen und Gäste dieses Reinigen einfordern würden. Was es für die Umwelt bedeuten würden, wenn alle Gewerbebetriebe so reinigen würden!
die lobby: Wo sehen Sie im Henriette die größten Herausforderungen in der täglichen Umsetzung der Gemeinwohl-Ziele?
Georg Pastuszyn: Wer sich so klar zu etwas bekennt wie wir, steht immer in der Auslage und schürt entsprechend hohe Erwartungshaltungen. Das immer auf den Boden zu bringen, ist schon eine Herausforderung. Denn wir sind nicht perfekt. Wir sind ein lernender Betrieb.
die lobby: Wie aufwändig war die Implementierung und wie sieht es aktuell mit dem Aufwand aus?
Georg Pastuszyn: Die Gemeinwohl-Bilanz per se braucht keine Implementierung: Sie ist eine Bestandsaufnahme des Betriebes in 20 verschieden Themenfeldern. Diese werden erfasst, bewertet und auditiert. Je nach Betrieb dauert das unterschiedlich lange. Das Wissen um die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein stetiger, laufender Prozess. Er braucht viel Reden, Erklären und v.a. Leben.
die lobby: Was kostet es, nach der Gemeinwohl-Ökonomie zu bilanzieren?
Georg Pastuszyn: Die Bilanz per se kostet einige hundert Euro, dann kommt die Mitgliedsgebühr hinzu. Und natürlich die Zeit, die es braucht, um den eigenen Betrieb unter die Lupe zu nehmen und den Bericht zu schreiben.