Tausend und eine Nächtigung: eine Tourismusstrategie wie ein Traum
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate diversifizieren ihre Wirtschaft und setzen dabei auf den Tourismus – mit Erfolg: Die Anteile des Tourismus am Bruttonationalprodukt sind von 3,8% im Jahr 2014 in nur fünf Jahren auf 9,2% gestiegen und erholen sich nach dem pandemiebedingten Einbruch wieder rasch[1]. Die 2022 vorgestellte Tourismusstrategie 2031 involviert das Wirtschafts- und das Außenministerium, Zentralbank und Zivilluftfahrtbehörde, Fluggesellschaften und andere Großunternehmen, das Bundeszentrum für Wettbewerbsfähigkeit und andere mehr. Sie umfasst 25 Initiativen von der Stärkung der Tourismusidentität und der Weiterentwicklung des Angebots bis hin zum strategischen Aufbau von Know-how und der Steigerung der Investitionen im Sektor. Die langfristig geplanten Programme sind mit ausreichend Budgetmitteln unterlegt. So sollen die Investitionen in den Tourismus um 23 Mrd. Euro und die Wertschöpfung durch den Tourismus um 6,7 Mrd. Euro pro Jahr auf 112 Mrd. Euro im Jahr 2031 steigen, die Ankünfte um 7 % pro Jahr und der Beitrag zum BIP von 12,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 22,6 Mrd. Euro im Jahr 2030 – also um 83,7%.
Die Ambitionen des Tourismusweltmeisters Österreich
Österreich dient der Plan T als Grundlage für die Tourismuspolitik der Bundesregierung mit jährlich beschlossenen Aktionsplänen und einem Tourismusbudget von 62,7 Millionen Euro für eine Branche, die 21,9 Milliarden Euro (2019) zur Wertschöpfung beiträgt. Oder anders formuliert: 0,3% Einsatz für 100% Leistung. Ziele wie die Umsetzung der elektronischen Gästemeldung werden seit der Jahrtausendwende verfolgt.
Derzeit gilt es deutlich größerer Herausforderungen Herr zu werden:
- Der Arbeitsmarkt stellt weder aktuell noch auf Sicht ausreichend Fach- und Hilfskräfte bereit, um offene Stellen zu besetzen und wird so zu einer zunehmenden Belastung für die Entwicklung von Branche und Wertschöpfung.
- Steigende Ansprüche von Fremdkapital- und Fördergebern in Sachen Nachhaltigkeit erschweren die Finanzierung.
- Digitalisierung und KI sind für den kleinstrukturierten österreichischen Tourismus einerseits wettbewerbsentscheidend, andererseits durch das hohe Innovationstempo eine ständige Herausforderung auf Ebene der Unternehmen wie auch der Beschäftigten.
- Bürokratie und Steuerquote sind und bleiben große Hemmnisse für eine florierende Tourismuswirtschaft.
Öffentliche Debatten und Ziele steuern
Das Ziel einer Tourismusstrategie muss die Steigerung der Wertschöpfung sein. Der Branche beste Rahmenbedingungen bieten, damit sie USPs wie die sprichwörtliche österreichische Küche und Gastlichkeit, die vielgepriesene Hoch- und Volkskultur, die Naturkulisse optimal ausspielen. Dieses Erfolgsgeschichte durch unbedachte Aussagen wie „Österreich darf nicht Disneyland werden“ in Frage zu stellen und gleichzeitig unrealistischen Träumen vom „Silicon Valley der Alpen“ und dem „Gründerland Nr. 1“ nachzueifern ist grundfalsch: Im Tourismus ist Österreich bereits an der Weltspitze, überzeugt Jahr für Jahr mehr Gäste durch Qualität statt Preis und hat noch viel Potenzial. Das nicht heben zu wollen, gerade angesichts wenig rosiger Konjunkturaussichten, wäre fatal. Und weil eine Nächtigung das verderblichste Gut der Welt ist, weil eine nicht verkaufte Nächtigung am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden kann, ist jedes verlorene Jahr ohne effektive Tourismusstrategie ein Jahr mit 365 verlorenen Nächten, multipliziert mit den Ausgaben vieler Tausend potenzieller Gäste, vieler Tausend Arbeitsplätze und Millionen von nicht eingenommenen Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen und Gewinnen, braucht es den bestmöglichen Tourismus genau jetzt.
[1] www.laenderdaten.info/Asien/Arabische-Emirate/tourismus.php
Das braucht ein starker Tourismus
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Starkes Bekenntnis der Bundesregierung für den Tourismusstandort Österreich
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Erstellung einer neuen an Wertschöpfung orientierten Tourismusstrategie
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Klar definierte Meilensteine und Ziele, die mit einem entsprechenden Zeitplan und Budget unterlegt sind
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Klare Festlegung von Verantwortlichkeiten
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Maßnahmen zur Steigerung der Tourismusakzeptanz
Tourismus als Chance für den Standort
Vor allem im nachhaltigen Qualitätstourismus liegen noch viele Chancen – Chancen für Beschäftigung, Chancen bei der Angebotsentwicklung und Preisdurchsetzung und vieles darüber hinaus. Sie nicht zu nutzen in Zeiten, wenn der Wohlstand in vielen Weltregionen steigt, wenn andere Branchen Beschäftigte abbauen, wäre nur schwer erklärbar. Österreich muss – in einer so schwierigen weltwirtschaftlichen Lage wie jetzt umso mehr – gezielt seine Stärken stärken, seine Asse ausspielen, seine USPs zum Einsatz bringen. Weil Österreich mehr Zug erzeugen muss, um den schweren Karren mit einer immensen Staatsschuldenlast aus dem tiefen, selbst gegrabenen Loch zu ziehen, muss das Ziel sein, die Wertschöpfung durch diese Branche,
- in der das Land weltweit Anerkennung erfährt,
- hohe Wertschöpfung bis in die entlegensten Täler erwirtschaftet,
- die Arbeitsplätze mit Standortsicherheit bis weit hinein in anderen Sektoren wie Handel und Gewerbe schafft,
- auf ein neues Niveau zu heben und in den nächsten Jahren zu steigern
Das braucht ein starker Tourismus
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Einbettung der Tourismusstrategie in einem größeren Plan für der Wirtschaftsstandort Österreich, um Synergien zu steigern und Potentiale zu heben
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Schaffung eines nationalen Tourismuskompetenzzentrums das auf Basis seiner Studien & Forschungstätigkeit für die Entwicklung, Messung und Begleitung dieser Strategie verantwortlich ist