Tourismusstandort Wien: Top 3 Prioritäten für die Weiterentwicklung
Wie sehen Ihre Pläne für den Tourismusstandort Wien in den nächsten 5 Jahren aus? Auf welche 3 konkreten Punkte legen Sie ihre Prioritäten?
Die Antwort von Spitzenkandidat Michael Ludwig
In den nächsten fünf Jahren wollen wir Wien als führenden und nachhaltigen Tourismusstandort Europas weiterentwickeln – im Einklang mit den Interessen der Wiener Bevölkerung. Dabei werden drei klare Prioritäten gesetzt:
1. Nachhaltiger und ausgewogener Tourismus: Wir setzen auf Projekte, die Umwelt, Kultur und Lebensqualität verbinden. Die Besucher:innenströme sollen besser verteilt werden – auch auf weniger bekannte Stadtteile. So stärken wir lokale Betriebe und entlasten die Innenstadt.
2. Digitalisierung und Innovation: Die Zukunft des Tourismus ist auch digital. Wir investieren gezielt in smarte Lösungen – von digitaler Gästeinformation über neue Erlebnisformate bis zu moderner Infrastruktur für Betriebe. Damit schaffen wir mehr Effizienz, Qualität und neue Arbeitsplätze.
3. Faire Bedingungen für Beschäftigte: Der Tourismus lebt von engagierten Menschen. Wir setzen auf faire Löhne, gute Aus- und Weiterbildung sowie Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel – damit die Branche auch in Zukunft attraktiv bleibt.
Wien soll lebendig, gastfreundlich und zukunftsfit bleiben – für Gäste wie für alle Wienerinnen und Wiener.
Die Antwort von Spitzenkandidat Karl Mahrer
1. Ausbau der eventtechnischen Infrastruktur, vor allem im Bereich Locations. Den aktuellen Entwicklungen des Locationschwundes, wie zum Beispiel Kursalon oder auch Aula der Wissenschaften entgegenwirken und mehr Veranstaltungsraum im Bereich von 500 bis 5000 Besuchern schaffen.
2. Kongresswirtschaft weiter fördern. Ausbau des Vienna Meeting Fund.
3. Internationale Groß-Events nach Wien bringen und bei der Durchführung unterstützen.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Judith Pühringer
Tourismus hat dann eine gute Zukunft, wenn er nachhaltig ist. Wir wollen eine neue Tourismusstrategie für Wien, die Wertschöpfung und Nachhaltigkeit in Einklang bringt. Unser Ziel ist ein zukunftsfähiger Tourismus, der allen Wiener:innen nützt – ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Unsere Top 3 Prioritäten dabei sind:
1. Ökologisierung des Tourismus: Touristische Entwicklung muss mit Klimaschutz vereinbar sein. Deshalb setzen wir auf Investitionen in klimafitte Infrastruktur, nachhaltige Mobilität und sanfte Stadtgestaltung – etwa durch mehr Grünräume, begrünte Dächer und Hitzeinseln-Reduktion.
2. Lebensqualität in den Bezirken: Tourismus soll nicht zur Belastung werden. Mit einer dezentralen Stadtentwicklung (z. B. Supergrätzl, 15-Minuten-Stadt) schaffen wir neue Erlebnisräume abseits der touristischen Hotspots und fördern lokale Nahversorgung und Kulturangebote.
3. Fairness im Tourismusmarkt: Wir stellen uns klar gegen die gewerbliche Kurzzeitvermietung von Wohnraum über Plattformen wie Airbnb. Sie verdrängt Mieter:innen, reduziert das Wohnangebot und schadet der Hotellerie. Wir wollen strengere Kontrollen, klare gesetzliche Grenzen und konsequente Ahndung von Verstößen.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Selma Arapović
Für uns ist klar: Der Tourismus der Zukunft muss smart, nachhaltig und vielfältig sein. Wien soll nicht nur beliebtes Reiseziel bleiben, sondern auch eine hohe Lebensqualität für alle Wiener:innen garantieren. In den nächsten fünf Jahren setzen wir daher drei klare Prioritäten:
1. Tourismus neu denken: Wir wollen die Tourismusströme besser lenken und entzerren. Das heißt: nicht noch mehr Fokus auf überlaufene Hotspots, sondern gezielte Förderung von Angeboten in bisher weniger bekannten, aber ebenso reizvollen Grätzln. So stärken wir lokale Betriebe, fördern neue Erlebnisse für Gäste – und entlasten gleichzeitig stark frequentierte Orte.
2. Messe- und Kongressstadt stärken: Wien zählt heute schon zu den Top-Destinationen für internationale Kongresse. Dieses Potenzial wollen wir weiter ausbauen. Mit gezielten Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Standortmarketing sichern wir Wien als attraktiven Ort für Tagungen, Messen und Incentive-Reisen.
3. Innovation fördern: Tourismus lebt von Weiterentwicklung. Deshalb wollen wir innovative Tourismusförderungen laufend weiterentwickeln, auf ihre Wirkung evaluieren und dort nachschärfen, wo es nötig ist. Ziel ist ein zukunftsfit gestalteter Tourismusstandort, der ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig funktioniert.
Die Antwort von Spitzenkandidat Dominik Nepp
Unsere drei zentralen Prioritäten für Wiens Tourismusentwicklung:
1. Kulturtourismus forcieren: Wien als europäische Kulturhauptstadt muss gestärkt werden. Dazu gehören Investitionen in Veranstaltungen, Museen, klassische Musik und Brauchtum.
2. Fachkräftesicherung: Durch steuerliche Entlastung, gezielte Ausbildungsoffensiven und attraktive Arbeitsbedingungen wollen wir mehr Menschen für die Tourismusbranche begeistern.
3. Wettbewerbsgleichheit herstellen: Plattformanbieter wie Airbnb müssen denselben Regeln unterliegen wie Hotellerie und Gastronomie. Fairness im Markt ist die Grundlage für eine funktionierende Branche.
Herausforderung Kreuzfahrt-Tourismus
Kreuzfahrt-Tourismus wird für den Standort Wien und die Bevölkerung zunehmend zur Herausforderung: Einer starken touristischen Belastung steht kaum Wertschöpfung vor Ort gegenüber. Welche Maßnahmen planen Sie, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken?
Die Antwort von Spitzenkandidat Michael Ludwig
Der Tourismus ist für Wien ein zentraler Wirtschaftsfaktor: Mit 18,9 Millionen Nächtigungen jährlich sorgt er für 5,6 Milliarden Euro an Wertschöpfung und sichert über 100.000 Arbeitsplätze. Jeder neunte Job in Wien hängt direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen. Diese starke Basis gilt es verantwortungsvoll weiterzuentwickeln – zum Nutzen aller, die hier leben, arbeiten oder zu Gast sind.
Gerade im Bereich der Donau-Kreuzfahrten ist jedoch ein Ungleichgewicht zwischen touristischer Belastung und lokaler Wertschöpfung festzustellen.
Mit der Visitor Economy Strategie 2025 gestalten wir in Wien den Tourismus so, dass er sowohl unseren Gästen als auch der Stadt und ihren Bewohner:innen langfristig guttut. Dabei setzen wir auf nachhaltiges Wachstum, smarte Lösungen und lebenswerte Räume – ganz nach dem Motto: „Zerstöre nicht, was deine Gäste an dir lieben.“
Auch die Schifffahrt wird gezielt weiterentwickelt: Der Ausbau der DDSG Blue Danube Flotte soll ein leistbares Freizeitangebot schaffen, das Tourismus und Lebensqualität miteinander verbindet. Gleichzeitig prüfen wir Maßnahmen zur Reduktion von Belastungen für Anrainer:innen.
Die Antwort von Spitzenkandidat Karl Mahrer
Wien als Start- bzw. Endpunkt von Kreuzfahrten forcieren, damit zumindest die ersten beiden oder letzten beiden Nächte des Aufenthaltes in der Wiener Hotellerie in Anspruch genommen werden.
Touristisch zweckgebundene Abgaben durch Aufschläge bei Liegeplätzgebühren erzielen.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Judith Pühringer
Die bisherige Form des Kreuzfahrt-Tourismus bringt Wien mehr Belastung als Nutzen. Wir setzen daher auf klare Maßnahmen:
- Regulierung der Anlegestellen: Liegeplätze im Nahbereich guter öffentlicher Verkehrsverbindungen stärken.
- Entzerrung der Gästeströme: Geführte Ausflüge sollen vermehrt auch Bezirke abseits des Zentrums einbeziehen. Damit wird die Wertschöpfung breiter verteilt, das Zentrum entlastet und der Nahverkehr besser eingebunden.
- Busse, die Kreuzfahrttourist:innen bringen, sollen nur mit umweltfreundlicher Technik in die Stadt fahren dürfen und Stoßzeiten vermeiden. Die Einführung einer Abgabe wäre zu prüfen.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Selma Arapović
Wir erkennen die zunehmenden Herausforderungen, die der Kreuzfahrt-Tourismus für unsere Stadt mit sich bringt - insbesondere die Tatsache, dass die lokale Wirtschaft oft nur minimal profitiert.
Wir setzen uns deshalb für eine faire und moderne Tourismusfinanzierung ein. Konkret fordern wir eine Nächtigungsabgabe auch für Übernachtungen auf Kreuzfahrtschiffen, wenn diese in Wien Station machen – analog zur bestehenden Abgabe in Beherbergungsbetrieben. Ebenso prüfen wir, wie wir auch bei organisierten Busreisen, die derzeit oft ähnlich wenig zur lokalen Wertschöpfung beitragen, eine angemessene Tourismusabgabe einführen können.
Unser Ziel ist klar: Wer von Wien als Tourismusdestination profitiert, soll auch einen fairen Beitrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der städtischen Infrastruktur und Lebensqualität leisten.
Die Antwort von Spitzenkandidat Dominik Nepp
Wir stehen für eine ehrliche Bewertung der Kreuzfahrt-Entwicklung in Wien. Derzeit profitieren vor allem die Anbieter – nicht die Stadt. Die FPÖ Wien fordert daher:
- Erhöhung der Abgaben für Kreuzfahrtschiffe, um externe Kosten zu decken
- Verpflichtende Nächtigungssteuer auch für Schiffspassagiere
- Verpflichtende Lenkung der Gäste durch lokale Anbieter, um Wertschöpfung vor Ort zu erzielen
- Begrenzung der Liegeplätze im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung
Unser Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen touristischem Interesse und Lebensqualität der Bevölkerung.
Verkehrsberuhigte Innenstadt
Wie stehen Sie zur Idee einer verkehrsberuhigten oder autofreien Innenstadt? Was planen Sie, um wirtschaftlichen Schaden von den betroffenen Unternehmen abzuwenden?
Die Antwort von Spitzenkandidat Michael Ludwig
Es freut mich besonders, dass die verkehrsberuhigte Innere Stadt, für die wir uns so lange eingesetzt haben, nun Wirklichkeit wird. Mit der Einführung eines elektronischen Zufahrtsmanagements nach europäischen Standards schaffen wir ein Stadtzentrum, das Raum für Begrünung, Kühlung, attraktive Fuß- und Radwege sowie einladende Aufenthaltsbereiche bietet.
Um wirtschaftlichen Schaden für Betriebe zu verhindern, setzen wir auf enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer und lokalen Unternehmer:innen.
Unser Ziel ist kein Rückzug aus der Innenstadt, sondern eine moderne, lebendige City, in der man gerne verweilt, einkauft und arbeitet – autofrei, aber zugänglich.
Die Antwort von Spitzenkandidat Karl Mahrer
Wir sind froh darüber, dass das Projekt der Verkehrsberuhigung in der Inneren Stadt nun endlich umgesetzt wird. Sie ist ein wichtiger Schritt für mehr Lebensqualität im Herzen Wiens. Dass die neue Bundesregierung hier die gesetzliche Voraussetzung schaffen wird, begrüßen wir. Das Konzept zur verkehrsberuhigten Inneren Stadt wurde gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien präsentiert, um zu gewährleisten, dass auch gemeinsam mit den Unternehmerinnen und Unternehmer an einem gemeinsamen Strang gezogen wird. Ebenso der Wien Tourismus hat sich in der Vergangenheit immer wieder für eine Verkehrsberuhigung ausgesprochen, da man überzeugt ist, dass sie zu einer spürbaren Erleichterung des Verkehrs in der Inneren Stadt führen wird. Durch die Verkehrsberuhigung in der Inneren Stadt wird mehr Raum für Gestaltungsprojekte im historischen Stadtkern Wiens gewonnen, wovon die Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gäste profitieren. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur verkehrsberuhigten Inneren Stadt zeigen einen deutlichen Rückgang des Verkehrs innerhalb des Rings, was viel Platz für Begrünung ermöglicht und die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht. Durch die gesteigerte Aufenthaltsqualität und die bessere fußläufige Zugänglichkeit profitieren neben den Bewohnerinnen und Bewohnern auch die angesiedelten Unternehmen. Solche Zonen weisen eine gesteigerte wirtschaftliche Wertschöpfung auf. Als Begleitmaßnahme zum Projekt wird der Aufbau eines Garagenleitsystems für alle Gäste gewünscht.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Judith Pühringer
Wir befürworten eine verkehrsberuhigte Innenstadt, wie sie andere europäische Städte bereits erfolgreich umgesetzt haben – mit folgenden Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung:
- Attraktive Begegnungszonen und konsumfreie Aufenthaltsräume: Mehr Aufenthaltsqualität fördert den lokalen Handel. Studien zeigen: Menschen geben in angenehmer Atmosphäre mehr aus – besonders in autofreien Zonen.
- Zugänglichkeit erhalten, aber neu denken: Durch intelligente, datenschutzgerechte Zufahrtsregelungen (z. B. Anrainer-, Liefer-, Notfallverkehr) bleibt die Innenstadt funktional – aber dennoch verkehrsarm.
Mehr Platz für Besucher:innen und Wiener:innen nützt allen, Tourist:innen und den Menschen, die hier wohnen. Das Gefühl, von Overtourismus überollt zu werden, wird reduziert.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Selma Arapović
Wir sind gegen eine autofreie Innenstadt. Schon seit Langem fordern wir aber eine umfassende Verkehrsberuhigung der Inneren Stadt. Leider ist dieses Anliegen bislang am Widerstand der ehemaligen grünen Verkehrsministerin Gewessler gescheitert. Umso mehr begrüßen wir den aktuellen Vorstoß des Bundes, eine rechtliche Grundlage für eine solche Maßnahme schaffen zu wollen.
Unser Modell ist klar und praxistauglich: Die Zufahrt soll weiterhin möglich sein – für Anrainer:innen, Lieferverkehr, Einsatzfahrzeuge, Menschen mit Behinderung sowie zu Garagen, Hotels und ähnlichen Einrichtungen. Gleichzeitig können dadurch Stellplätze in den Nebenfahrbahnen reduziert werden. Der gewonnene Raum schafft Platz für neue Nutzungen, etwa für Begrünung, konsumfreie Aufenthaltsflächen, Schanigärten oder sichere Wege für Zufußgehende und Radfahrende.
Unternehmer:innen, Gastronom:innen und Händler:innen profitieren von belebten Straßenräumen, in denen sich Menschen gerne und sicher bewegen – zu Fuß, mit dem Rad oder den Öffis. Das ist die Zukunft einer lebenswerten Stadt.
Die Antwort von Spitzenkandidat Dominik Nepp
Die FPÖ Wien lehnt eine autofreie Innenstadt strikt ab. Die aktuelle Stadtregierung zerstört mutwillig die Erreichbarkeit des innerstädtischen Handels. Unsere Maßnahmen:
- Rücknahme der verkehrsberuhigenden Maßnahmen, die gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurden
- Erhalt von Kurzparkzonen und Ladeflächen, um Kunden- und Lieferverkehr sicherzustellen
- Förderung von Parkgaragen und die Wiedereinführung von Park-and-Ride-Angeboten in der Nähe des Zentrums
Die Innenstadt darf kein Freiluftmuseum werden – sie muss wirtschaftlich atmen können.
Tourismuszonen für Wien
Mit Ausnahme von Wien gelten in ganz Österreich Ausnahmeregelungen bzgl. der Öffnungszeiten von Geschäften in Tourismuszonen. Wie stehen Sie zur Einführung einer analogen Regelung für Wien?
Die Antwort von Spitzenkandidat Michael Ludwig
Die Frage der Öffnungszeiten in Tourismuszonen muss mit Augenmaß und im Einklang mit den Interessen aller Beteiligten diskutiert werden. Wien ist ein starker Tourismusstandort – aber auch eine Stadt zum Leben. Deshalb stehe ich einer Ausweitung der Öffnungszeiten in definierten Tourismuszonen grundsätzlich offen, aber nicht bedingungslos gegenüber.
Eine solche Regelung darf nicht zu einer generellen Aushöhlung des arbeitsfreien Sonntags führen. Der Sonntag ist in Wien ein hohes Gut – für Arbeitnehmer:innen, Familienleben und die soziale Balance. Sollte es in klar abgegrenzten touristischen Gebieten, etwa im Bereich der Inneren Stadt, bedarfsgerechte und faire Lösungen geben, bin ich bereit, diese zu prüfen – immer unter Einbindung der Sozialpartner.
Wichtig ist mir: Kein Wettbewerbsnachteil für kleine Betriebe, faire Arbeitsbedingungen und klare Regeln. Wien soll wirtschaftlich attraktiv bleiben – aber nicht auf Kosten der Lebensqualität oder sozialen Gerechtigkeit.
Die Antwort von Spitzenkandidat Karl Mahrer
Wir befürworten die Einführung von Tourismuszonen mit erweiterten Ladenöffnungszeiten in Wien. Als einziges Bundesland ohne solche Regelungen verliert Wien wertvollen Wochenendtourismus an andere Städte. Das hat zur Folge, dass der heimische Handel Millionen an Umsatz verliert und neue Arbeitsplätze nicht entstehen können.
Besonders betroffen sind Einkaufsstraßen und touristische Betriebe, die stark vom Wochenendgeschäft profitieren würden. Mit der Schaffung von Tourismuszonen ermöglichen wir es, den Bedürfnissen internationaler Gäste besser gerecht zu werden und gleichzeitig den lokalen Handel zu stärken.
Wir setzen uns dafür ein, Wien als Wirtschafts- und Tourismusstandort nachhaltig zu stärken – durch mehr Flexibilität bei den Ladenöffnungszeiten in besonders frequentierten Lagen.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Selma Arapović
Wir stehen einer pauschalen Ausweitung der Öffnungszeiten skeptisch gegenüber. Wien braucht:
- Maßvolle, lokal abgestimmte Lösungen: Statt flächendeckender „Tourismuszonen“ setzen wir auf gezielte Ausnahmen. Jedoch immer mit Rücksicht auf Beschäftigte und Nahversorger.
- Rechtsanspruch auf Sonn- und Feiertagsruhe: Auch der Schutz der Arbeitnehmer:innen im Handel ist wichtig. Sonntagsöffnung soll nicht zur Norm werden – weder durch gesetzlichen Trick noch durch politische Umgehung. Allenfalls sollen Kleinstunternehmer:innen diesbezüglich gegenüber großen Handelsketten bevorzugt werden.
Dialog mit Betrieben: Für echte Verbesserungen braucht es Lösungen mit den Menschen – nicht über ihre Köpfe hinweg.
Die Antwort von Spitzenkandidat Dominik Nepp
Wir wollen Betrieben in Wien mehr Flexibilität bei den Öffnungszeiten im Rahmen von Tourismuszonen geben. Unternehmer:innen sollen so unter Wahrung von Arbeitnehmer:innenrechten – insbesondere dem Arbeits- und Arbeitsruhegesetz – selbst entscheiden können, wann ihr Betrieb geöffnet hat. Das wäre insbesondere ein Gewinn für den stationären Handel und eine Maßnahme zur Belebung der Wiener Wirtschaft.
Schon jetzt arbeiten viele Wiener am Sonntag, etwa im Gesundheitspersonal oder Polizisten. Grundsätzlich gehört der Sonntag der Familie und der Erholung. Der Druck auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darf nicht weiter steigen. Tourismuszonen würden Sonntagsöffnungszeiten bedingen, die jedoch familienfeindlich wären.
Belebung „Greater Vienna“
Wie stehen Sie zur aktiven Steuerung und Entzerrung der Gästeströme in Wien – insbesondere mit Blick auf die stärkere Einbindung der umliegenden Regionen im Sinne eines „Greater Vienna“? Welche konkreten Ansätze sehen Sie hier und wer sollte diese entwickeln und umsetzen?
Die Antwort von Spitzenkandidat Michael Ludwig
Die gezielte Steuerung und Entzerrung der Gästeströme ist für Wien essenziell, um die hohe Lebensqualität in der Stadt zu erhalten und gleichzeitig den Tourismus nachhaltig weiterzuentwickeln. Ich setze mich klar für eine aktive Besucher:innenlenkung ein – weg von punktueller Überlastung hin zu einer vielfältigen, gut verteilten touristischen Erfahrung. Mit der Initiative „Heartbeat Streets“ bewerben wir gezielt elf Grätzl in neun Bezirken – darunter das Freihaus- und Sonnwendviertel – um Gäste von überlaufenen Hotspots in authentische Stadtteile zu lenken. Kultur, Natur, Kulinarik und Freizeitangebote in den Außenbezirken und im Umland bieten enormes Potenzial. Durch bessere Verkehrsanbindungen, gezielte Standortentwicklung und gemeinsame Angebote mit dem Umland können neue Highlights geschaffen werden, die Gäste anziehen und gleichzeitig die Innenstadt entlasten. Ein weiteres Projekt, das die Grätzl für den Tourismus erschließt, ist die App „ivie“. Diese bietet interaktive Stadtspaziergänge durch verschiedene Viertel wie das Karmeliterviertel, das Gußhaus- und Freihausviertel oder das Stuwerviertel an. Die App richtet sich sowohl an Tourist:innen als auch an Wiener:innen, die ihre Stadt aus neuen Perspektiven entdecken möchten.
Dadurch werden lokale Betriebe in anderen Regionen gestärkt. Wien bleibt offen für Gäste – aber wir wollen, dass sich die Stadt auch in Zukunft gut anfühlt – für alle, die hier leben und zu Besuch sind.
Die Antwort von Spitzenkandidat Karl Mahrer
Steuerung und Entzerrung sind eine große Herausforderung im Tourismusbereich. Hier muss die Stadt aktiv im Sinne der Grätzelbelebung agieren, um attraktive touristische Ziele auch abseits der klassischen Touristenpfade zu etablieren. Private und kommunale Initiativen wie Museen, Theater und Locations sind speziell in diesen Bereichen zu fördern und forcieren.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Judith Pühringer
Wir sehen in der gezielten Steuerung von Gästeströmen und in der Kooperation mit dem Umland großes Potenzial:
- Stärkung regionaler Angebote: Ob Naturerlebnisse im Wienerwald oder Kulturtage in Niederösterreich – Gäste sollen die Vielfalt rund um Wien entdecken können. Dafür braucht es abgestimmte Vermarktung und bessere Anbindungen mit Öffis.
- Kultur- und Freizeitachsen: Der durchgehende Rad- und Fußweg entlang des Wienflusses vom Wienerwald bis ins Zentrum ist ein Beispiel für sinnvolle Achsen, die stadtregionale Verbindungen schaffen.
- Tourismusverbund Ost: Eine gemeinsame Strategie von Wien und den umliegenden Bundesländern (analog zum Verkehrsverbund Ost beim Nahverkehr) mit klarer Projektverantwortung – etwa bei ÖV-Ausbau, touristischer Vermarktung und Schutzgebietsmanagement – könnte ein guter Ansatzpunkt sein.
Die Antwort von Spitzenkandidatin Selma Arapović
Wir setzen uns klar für eine aktive Steuerung und Entzerrung der Gästeströme in Wien ein. Der Fokus auf wenige, stark frequentierte Hotspots wie die Innere Stadt oder Schönbrunn führt nicht nur zu Überlastung, sondern auch dazu, dass das enorme Potenzial vieler anderer Teile Wiens ungenutzt bleibt.
Unser Ansatz ist daher: Tourismus in der ganzen Stadt erlebbar machen. Dafür braucht es attraktive Angebote in allen Bezirken – sei es durch Grätzl-Tourismus-Initiativen, die authentische Einblicke ins Wiener Alltagsleben geben, oder durch die gezielte Einbindung von Wiener Märkten, die kulinarische und kulturelle Vielfalt auf kleinem Raum bieten.
Ein zukunftsweisender Tourismus braucht Kooperation: mit Reiseveranstaltern, Reiseführer:innen, Plattformen wie "Secret Vienna" und anderen kreativen Akteur:innen, die Wien abseits bekannter Pfade neu erzählen. So können wir neue Zielgruppen ansprechen, Aufenthalte verlängern und gleichzeitig die Innenstadt entlasten.
Langfristig braucht es eine gemeinsame Strategie über die Stadtgrenzen hinaus – im Sinne eines echten „Greater Vienna“-Ansatzes. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Konzepte sollten eng abgestimmt zwischen Stadt Wien, Wien Tourismus, den Wiener Bezirken sowie Partnerregionen im Umland erfolgen. Tourismus endet nicht an der Stadtgrenze – und genau so sollten wir ihn auch denken und gestalten.
Die Antwort von Spitzenkandidat Dominik Nepp
Die FPÖ Wien unterstützt eine bessere Vernetzung mit dem Umland – aber mit Hausverstand. Entzerrung darf nicht heißen, dass Probleme nur verschoben werden. Unsere Vorschläge:
- Stärkung regionaler Kultur- und Freizeitangebote, um Besucherströme zu steuern
- Erweiterung öffentlicher Verkehrsverbindungen ins Wiener Umland
- Förderung gemeinsamer Marketinginitiativen mit Regionen in Niederösterreich und dem Burgenland
- Einbindung lokaler Tourismusverbände bei der Planung
Entscheidend ist: Wien muss führend bleiben – mit dem Umland als Partner, nicht als Ausweichfläche.