Alle streben nach Führung – doch wer hat das Zeug dazu?
Führung ist kein Privileg, sondern eine Dienstleistung. Eine Aussage, die ich besonders treffend finde, stammt von dem deutschen Hotelier und Autor Bodo Janssen: „Wenn jemand Veränderungen als Führungskraft herbeiführen möchte, sollte er zunächst bei sich selbst anfangen.“ Genau darin liegt die Herausforderung – und der Schlüssel – moderner Führung.
Hinter der oft begehrten Führungsrolle steckt weit mehr als Prestige. Sie ist anspruchsvoll, vielschichtig und hat direkte Konsequenzen: Besonders die Generationen Y und Z reagieren sensibel auf schlechte Führung – oft so sensibel, dass sie sich beruflich neu orientieren. Tatsächlich gehört Unzufriedenheit mit Vorgesetzten zu den häufigsten Gründen für Jobwechsel.
Führung in einer neuen Arbeitswelt
Wie schaffen wir es, unser Team zu motivieren, sodass sich niemand wie ein austauschbares Rädchen fühlt? Wie können wir die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter:innen – von klaren Anweisungen bis hin zu kreativem Freiraum – miteinander in Einklang bringen, ohne dabei die Produktivität oder unsere Qualitätsansprüche zu gefährden?
Führung ist zweifellos ein Balanceakt. Doch wir müssen keine Zirkusartisten sein, um dieses Gleichgewicht zu meistern. Es gibt Werkzeuge, die uns dabei unterstützen. Eine Methode, die ich besonders schätze, ist Management by Objectives (MbO) – Führung durch Ziele. Dabei kennt jedes Teammitglied das gemeinsame Unternehmensziel und hat die Freiheit, den eigenen Weg dorthin zu gestalten – solange dies im Rahmen der festgelegten Qualitätsstandards des Hauses geschieht. MbO ist wie ein GPS: Es zeigt die Richtung und das Ziel, lässt aber Raum für individuelle Etappen, ohne die übergeordneten Ansprüche aus den Augen zu verlieren.
Diversität als Chance, Individualität als Stärke
Teams sind vielfältig, und genau darin liegt ihre Stärke. Wenn wir diese Individualität anerkennen und fördern, entsteht ein Umfeld, das Motivation, Zufriedenheit und Produktivität steigert. Doch je selbstbestimmter ein Team arbeitet, desto stärker wird die Rolle der Führungskraft: Sie muss Orientierung geben, Vertrauen schaffen und Verantwortung delegieren.
Das bedeutet: Klartext, Empathie und Selbstbewusstsein sind wichtiger denn je. Führung basiert auf Teamwork, und dieses wiederum auf klarer Kommunikation. Der Balanceakt zwischen Kontrolle und Vertrauen, zwischen Nähe und Distanz, erfordert eine neue Qualität von Führungspersönlichkeiten.
Collaborative Leadership mit klaren Rahmenbedingungen
Ein kooperativer Führungsstil ist essenziell, doch er darf nicht beliebig wirken. Menschen suchen Orientierung, Vorbilder und klare Rahmenbedingungen – gerade dann, wenn sie Freiräume erhalten. Manager:innen, die sensibel kommunizieren, selbstbewusst Ziele setzen und dabei Authentizität zeigen, prägen eine starke Unternehmenskultur.
Praktische Ansätze für erfolgreiche Führung
Was bedeutet das für den Alltag als Führungskraft?
- In den Dialog treten: Teammitglieder sollen sich gesehen und gehört fühlen.
- Potenziale erkennen: Die Einzigartigkeit jeder einzelnen Person wertschätzen und fördern.
- Flexibilität leben: Akzeptieren, dass es keine universelle Lösung für alle Herausforderungen gibt.
- Entscheidungen treffen: Auch in komplexen Situationen klar, nachvollziehbar und authentisch handeln.
Führung in der heutigen Zeit verlangt mehr Empathie, Klarheit und Selbstreflexion als je zuvor. Wer dies verinnerlicht, schafft ein Umfeld, in dem Menschen gerne arbeiten – und das Unternehmen nachhaltig Erfolg hat.
Brigitta Brunner, BA
Leitung ÖHV-Campus
Im eigenen Saft braten bringt nichts – nur durch Austausch und neue Impulse können Mitarbeiter:innen wirklich wachsen.