Zum Inhalt
Arbeitszeitverkürzung
Lobbying

Arbeitszeitverkürzung

Kommt die Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich, muss Österreich sich warm anziehen.

Lesezeit: 

Dagegen wären die aktuellen Missstände in Pflege und Kinderbetreuung, die horrende Inflation, die Zunahme der Insolvenzen und der Rückfall Österreichs in den Standort-Rankings ein Mailüfterl. Schlimm genug, wenn dadurch die Arbeitskosten mit einem Schlag um mindesten 25% steigen. Doch für Unternehmen und Standort, Gäste und Kunden, Beschäftigte und Gesellschaft käme es viel schlimmer.

 

Mitarbeitermangel programmiert

Denn dass es reicht, wie die Befürworter meinen, Prozesse zu verdichten, unnütze Routinen über Bord zu werfen, mag da oder dort stimmen. Aber nicht in allen Branchen. Wo Beschäftigte unverzichtbar sind, hilft das wenig. Denn egal, wie gut Prozesse optimiert werden: Wenn keiner da ist, der Kinder betreut oder Kaffee serviert, haben wir ein Problem. Wenn keiner für Sicherheit auf den Straßen und die Gesundheit der Patienten sorgt, noch eines. Und wenn keiner dafür sorgt, dass Pendler zur Arbeit und nach dem Dienst wieder heimkommen, noch ein paar mehr. Bis die Roboter so weit sind, dauert es noch.

 

Preisexplosion bei Dingen des täglichen Bedarfs programmiert

Was in der Debatte zu kurz kommt, weil jeder nur die Auswirkungen auf die eigene Arbeitszeit oder das eigene Konto sieht: Welche Folgen diese massive Veränderung unserer arbeitsteiligen Gesellschaft für jeden von uns hat. Weil wir nicht nur Beschäftigte sind, die früher heimgehen oder mehr verdienen, sondern noch viel öfter Konsumenten und Auftraggeber. Und für die Produzenten, Dienstleister, Auftragnehmer, die für uns arbeiten, würde dasselbe gelten: Weniger Leistung für gleich viel Geld oder mehr Geld für die gleiche Arbeit – der Stundenlohn steigt um 25%. 25% höhere Kosten für Kindergarten und Schule, die zu einem guten Teil aus Steuergeldern finanziert werden, aber auch für Pflege und Nachmittagsbetreuung, Ferienlager, Fahrstunde und Friseur, Nachhilfe und Handwerker, die Monatskarte und das Klimaticket. Das ist die günstigere Variante.

 

Fast 40% Mehrkosten möglich

Wenn ausreichend neue Mitarbeiter gefunden werden. Doch das ist in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation unwahrscheinlich. Dann braucht es Überstunden – und dann wird es wirklich teuer: für jede Arbeitsstunde über die 32. hinaus 150% vom neuen, erhöhten Stundenlohn. 37,5% Preisaufschlag für ein Angebot, das nicht mehr, an dem nichts besser geworden ist: eine Mogelpackung der Sonderklasse.

 

Jungfamilien und Frauen besonders betroffen

Am schlimmsten betroffen wären Jungfamilien, die es ohnehin nicht einfach haben, oder Alleinerzieherinnen. Wenn Kindergärten und Schulen – die schon jetzt nicht mit langen Öffnungszeiten glänzen – früher schließen oder massiv teurer werden. Dabei sind die Teams oft jetzt schon zu klein. Es wäre ein Wohlstandsverlust, ein Verlust persönlicher Freiheit wohl vor allem für Frauen.

 

Nationaler Alleingang würde „Made in Austria“ aus dem Markt schießen

Die volkswirtschaftliche Katastrophe wäre programmiert: Jedes Angebot, hinter dem menschliche Arbeit in Österreich steckt, würde teurer. Was maschinell oder im Ausland fabriziert wird, nicht. Österreich würde sich aus dem Markt nehmen, weil Einkommen nicht reichen für „made in Austria“-Preise. Das würde Hunderte Millionen in Billiglohnländer spülen. Urlaub in Österreich – der Exportschlager schlechthin, Jahr für Jahr Retter der Leistungsbilanz – würde mit einem Schlag beim Preis-Leistungs-Verhältnis aus dem Spitzenfeld katapultiert. Investoren würden einen großen Bogen um Österreich machen. Oder würden Sie in ein Land investieren, in dem die Arbeitsstunde – jetzt schon teurer als fast sonst überall – noch teurer wird? Würden Sie für denselben Urlaub um fast 40% mehr zahlen? Wertschöpfung und Standort würden leiden. Arbeitsplätze im großen Stil verloren gehen.

 

Zukunftsorientierte Arbeitsmarkt- und Standortpolitik sieht anders aus

Das sind keine Horrorszenarien, sondern logische Schlüsse aus einem Alleingang bei der Verteuerung der Arbeitszeit. Mit einem Schlag würde aus einer Luftblase namens „Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“ ein Stein, der uns auf den Kopf fällt. Zukunftsorientierte Arbeitsmarkt- und Standortpolitik sieht anders aus, entlastet den Faktor Arbeit, schafft moderne und flexible Arbeitszeitmodelle, die sich an den Lebensrealitäten der Menschen orientieren, schafft Chancengleichheit durch flächendenkende Kinderbetreuung und erkennt in Unternehmen Teams, die gemeinsam und nicht gegeneinander die Herausforderungen der Zukunft meistern.

 

Ihr Ansprechpartner

Martin Stanits

Martin Stanits

Leitung Public Affairs & Unternehmenssprecher E-Mail senden +43 1 5330952-20
Oliver Schenk MA

Oliver Schenk MA

Public Affairs E-Mail senden +43 1 5330952-24

ÖHV News abonnieren

Zur Hauptnavigation
Print Share

Diesen Artikel teilen

Das geistige Eigentum an allen Texten, Bildern und Videos auf dieser Website liegt bei der Österreichischen Hoteliervereinigung oder wurde mit Genehmigung des jeweiligen Inhabers der entsprechenden Rechte verwendet. Es ist gestattet, diese Website zu betrachten, Extrakte auszudrucken, auf die Festplatte Ihres Computers zu speichern und an andere Personen weiterzuleiten. Es ist jedoch nicht gestattet, die Inhalte kommerziell zu nutzen oder Inhalte – auch in Teilen – in Publikationen zu verwenden. Weitergehende Rechte sind mit der Nutzung dieser Website nicht verbunden. Die Österreichische Hoteliervereinigung ist nicht verantwortlich für fremde Inhalte von Websites, auf die von dieser Seite verwiesen wird.